Witzig-surreale Bilder über den Kölner Dom

Auf die Spitze getrieben

Millionen Touristen bewundern ihn jährlich und er ist eines der beliebtesten Bildmotive: Der Kölner Dom. Zwei Künstlerinnen werfen jetzt einen liebevoll-skurrilen Blick auf "ihren" Dom. Die Ausstellung ist im Kölner Kulturzentrum "Mütze" zu sehen.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
Die beiden Künstlerinnen Miriam Erlemeier (l.) und Caroline Wegener (r.) bei der Eröffnung der "Ausstellung surrealer Dombilder" am 22.7.15 (KNA)
Die beiden Künstlerinnen Miriam Erlemeier (l.) und Caroline Wegener (r.) bei der Eröffnung der "Ausstellung surrealer Dombilder" am 22.7.15 / ( KNA )

Einmal kam Caroline Wegener zum Zahnarzt. Mit zitternden Knien nahm sie auf dem Behandlungsstuhl Platz, als sie den Ausblick bemerkte. "Von hier kann man ja den Kölner Dom sehen!", rief sie und ließ sich aufatmend in die Polster fallen. "Da hat die ganze Praxis gelacht", erinnert sich die junge Frau an die Szene.

Ja, der Kölner Dom, beeindruckende gotische Kathedrale und mit 157 Metern dritthöchste Kirche der Welt, kann auch beruhigen. Und zu künstlerischem Tun inspirieren. Das zeigen die "Surrealen Dombilder" von Caroline Wegener und Miriam Erlemeier. Mit der am Mittwochabend eröffneten Ausstellung im Kölner Kulturzentrum "Mütze" wagen die Künstlerinnen einen liebevoll-skurrilen Blick auf «ihren» Dom.

Herzlicher Blick auf die Kathedrale

Dabei ist der Ansatz der beiden Kölnerinnen unterschiedlich. Während Erlemeier (34), Lehrerin und Kunstpädagogin, vor allem großflächige Traumszenen mit Dom malt, nähert sich Wegener dem Thema vor allem mit viel Wortwitz. Die meisten Bilder hat die 28-Jährige, die ihren Bachelor in Medientechnik gemacht hat, digital nachgearbeitet. Wie etwa den "DOM-Kosaken-Chor": Elf strahlende Sänger der berühmten russischen Formation bilden die Silhouette der Domtürme. Beim "Kölner DOMino" ergeben die schwarzen Spielsteine den Umriss der berühmten Fassade. Und für das Werk "Dompro(p)st" hat Wegener ein Foto von Norbert Feldhoff bearbeitet, auf dem der langjährige Hausherr der Kathedrale lächelnd ein Kölschglas hebt.

"Wir werfen einen herzlichen, positiven und immer respektvollen Blick auf den Dom", betont Wegener. Auch wenn sie ihr Lieblingsmotiv weniger als religiöses Gebäude denn als Kölner Wahrzeichen sehen, so identifizierten sie sich doch mit dem, wofür das Gotteshaus steht, unterstreicht die junge Künstlerin. Wegener selbst ist evangelisch, singt aber seit 15 Jahren im Kölner Jugendchor Sankt Stephan, der auch öfter im Dom auftritt.

Schon als Kind habe sie Spaß daran gehabt, verrückte Assoziationsketten rund um die Bischofskirche zu bilden und buchstäblich auf die Spitze zu treiben: Heraus kamen Zeichnungen, Aquarelle oder mit Photoshop bearbeitete Grafiken wie die kölsch-türkische Fastfoodspezialität "Dömer", die gar nicht senilen "DOmas", zwei "Kölner DOMinikaner", in deren schwarzen Bärten sich die Domsilhouette wiederfindet. "Ich versuche, in jedem Bild so viele Domtürme wie möglich unterzubringen. Hier sind es 18", erklärt Wegener. Und in dem Bild "Kölner RadioMODerator DOMian" hat sie neben den beiden Wortspielen tatsächlich leicht eckige Augenbrauen zu Türmen stilisiert. In der pastellfarbenen Wüstenlandschaft "DOMedar" bildet ein Domturm den Höcker, während sich der andere als Pyramide im Hintergrund hält.

45 Werke sind bis Ende August zu sehen

Insgesamt zeigt die Ausstellung bis 25. August 31 Objekte von Wegener und 14 von Erlemeier. Sie entstanden meist mit Pastell- oder Ölkreide, Blei- oder Comicfilzstift, Edding, Bauschaum und mit digitalem Stift. Erlemeier bezeichnet ihre Bilder als "abstrakt bis abstrus" und nennt Salvador Dali als Vorbild. Auf ihren ebenfalls meist mehrdeutigen Collagen erlebt der Dom mitunter Abenteuer im Weltraum, im Zoo oder am Fallschirm. Das Werk "Domflora" bezieht sich zwar auf den Kölner Botanischen Garten, erinnert aber von Wort und Aussehen her stark an "Darmflora". Und das Bild "Dom verschollen im Universum" konterkariert augenzwinkernd den kölschen Karnevalsschlager "Mer losse d'r Dom en Kölle".

Mit ihrer Präsentation wollen Wegener und Erlemeier zunächst sehen, ob es einen Bedarf an ihrer Art der kölschen Kunst gibt. Schön fänden sie weitere Ausstellungen, auch gerne in kirchlichen Bildungseinrichtungen oder sonstigen Institutionen. Und natürlich, wenn viele Käufer kämen. Übrigens: Vielleicht macht sich auch in Wegeners Zahnarztpraxis ein solches Werk gut - mit den Domtürmen als Gebiss.


Quelle:
KNA