Das berichtete die englische Zeitung "The Guardian". Selbstverständlich wurde schnell die Frage gestellt, ob ein Land, in dem ein Menschenleben wenig Wert zu haben scheint, der geeignete WM-Gastgeber sein kann.
Internationale Gewerkschafter und Menschenrechtler protestierten heftig. Die FIFA gab sich bestürzt, wollte vor schnellen Reaktionen aber zwecks Aufklärung den Kontakt zu den Katarern suchen. Einzig Theo Zwanziger äußerte sich klar. Die Todesfälle sind für das deutsche Exko-Mitglied ein Fall für die FIFA-Ethikkommission. Dem Weltverband bescheren die Berichte nach vielen Monaten der Negativ-Schlagzeilen um Korruption in jedem Fall schon wieder ein moralisches Problem.
Dazu erklärt die Europaabgeordnete und Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses Barbara Lochbihler: "Die Ignoranz der Fifa kennt offenbar keine Grenzen. Da wird bekannt, dass auf den WM-Baustellen in Katar unter sklavenähnlichen Verhältnissen geschuftet wird, und die Funktionäre diskutieren über eine mögliche Terminverlegung vom Sommer in den Winter. Kein Wort werden sie also voraussichtlich in diesen Tagen über die 44 verstorbenen nepalesischen Gastarbeiter, die Zwangsarbeit oder die Verweigerung von Trinkwasser verlieren. Kein Wort über das Kafala-System, das Migranten quasi per Gesetz in die absolute Abhängigkeit von Einheimischen und damit in sklavenähnliche Verhältnisse treibt.
Dabei steht die Fifa längst in der Pflicht, für Aufklärung zu sorgen. Wie konnte es dazu kommen, dass Katar den Zuschlag für die WM 2022 erhalten hat? Schon bei der Vergabe konnten Blatter und Co. genau wissen, dass Migrantinnen und Migranten in dem Golfstaat unter menschenunwürdigen Bedingungen leben und arbeiten müssen. Bereits damals hätte die Fifa die Vergabe an die Einhaltung der Menschenrechte knüpfen müssen.
Auch deutsche Unternehmen, die vom WM-Geschäft profitieren, müssen sich nun die Frage gefallen lassen, ob denn auf ihren Baustellen in Katar alles richtig läuft. Wie für die Fifa gilt auch für die Unternehmer: Kann der Golfstaat die Menschenrechte nicht garantieren, müssen sie die Konsequenzen ziehen und auf ihren Investitionsstandort Katar verzichten. Sollte der Fußballweltverband an seinen Plänen festhalten, muss er die kommenden neun Jahre nutzen, um entlang von eindeutigen Benchmarks die Entwicklung der Menschenrechtssituation in Katar zu kontrollieren."