Wo es sich in Rom kirchlich-königlich übernachten lässt

Religion und Royals

Das britische Königshaus auf Italienreise: Am Dienstag sind die Royals beim Papst. Königlich-kirchliches Flair atmet Rom auch ohne Charles und Camilla, da wo man es kaum vermutet: in einem Gästehaus von Ordensschwestern.

Autor/in:
Stefanie Stahlhofen
Neben einem Kristallkreuz ein gerahmtes Bild des schwedischen Königspaares Silvia und Carl Gustaf im Gästehaus Casa di Santa Brigida / © Stefano dal Pozzolo/Agenzia Romano  (KNA)
Neben einem Kristallkreuz ein gerahmtes Bild des schwedischen Königspaares Silvia und Carl Gustaf im Gästehaus Casa di Santa Brigida / © Stefano dal Pozzolo/Agenzia Romano ( KNA )

Die Sonne bricht sich in Schmuckglasfenstern, gleitet über die mit kostbaren Malereien verzierte Wand - kaum vorstellbar, dass in diesem prachtvollen Raum früher mal eine Heilige auf Stroh schlief. Im Zimmer der heiligen Birgitta von Schweden (1303-1373) treffen Welten aufeinander: Sie, die Armut gelobte, wird wie eine Königin verehrt.

Schwere Teppichböden dämpfen den Schritt, rote Polstersessel laden zum Verweilen ein, an der Decke prangt ein Kronleuchter: Auch der Eingangsbereich der "Casa di Santa Brigida" wirkt eher königlich als klösterlich. Doch die Ordensschwestern, die das Gästehaus an der Piazza Farnese im Zentrum Roms betreiben, haben Armut, Keuschheit und Gehorsam gelobt.

Ein prachtvolles Gästehaus in Rom

Entsprechend schlicht die Tracht der Birgittenschwestern: Grauer Habit, schwarzer Schleier, darüber die weiße "Leinenkrone" mit fünf roten Punkten - Symbol für die Wundmale Christi. Das Gästehaus in Rom ist prachtvoll, doch Schwester Gertrude, für die Buchungen zuständig,

betont: "Uns gehört hier nichts." Die Einnahmen - je nach Saison Übernachtung mit Frühstück etwa 75 Euro pro Person - fließen in die Missionen des Ordens, etwa in Indien oder auf den Philippinen. Ein Teil wird für Unterhalt und Betrieb des riesigen Hauses verwendet, das ganz unter der Regie der Schwestern steht. Gästeempfang, Küchen- oder Zimmerdienst: Die Aufgaben rotieren unter den insgesamt circa 20 bis 30 Frauen.

"Echte Royals" auf Schritt und Tritt

Trotzdem begegnen einem hier nicht nur Ordensschwestern, sondern auch "echte Royals" auf Schritt und Tritt. Der Blick ins Gästezimmer bleibt an einem Familienfoto der schwedischen Königsfamilie hängen - Ihre Majestät Silvia lächelt einem im roten Kleid entgegen. Direkt daneben informiert eine nicht in Gold, sondern nur schlicht in Glas gerahmte Schwarz-Weiß-Kopie auf Italienisch und Englisch über Gottesdienst- und Gebetszeiten. Religion und Royals, Pracht und Pietät, diese Kombination mag auf den ersten Blick verwundern.

Auf den zweiten erklärt sie sich: in der heiligen Birgitta von Schweden und der besonderen Geschichte dieses Hauses aus dem 15. Jahrhundert, das inzwischen auch Gäste jedweder Nation und Konfession beherbergt. Bezüge zum Königshaus finden sich zunächst in der Biografie der Heiligen. Sie kam aus einer adligen Familie, die dem Herrscherhaus nahestand. Unter König Magnus von Schweden war Birgitta im Dienst des Monarchen, sollte seiner ausländischen Gattin die schwedische Kultur nahebringen. Von der Königsberaterin wurde die Schwedin später zur Ordensgründerin des sogenannten Erlöserordens, auch als Birgittenorden bekannt.

Fotos von Kronprinzessin Victoria, König Carl Gustaf und Königin Silvia

Die schwedische Kultur, verkörpert durch die Königsfamilie, ist auch heute noch in der Casa di Santa Brigida präsent. Nicht nur in vielen der Gästezimmer, auch in der Bibliothek und weiteren Sälen fallen immer wieder Fotos von Kronprinzessin Victoria, König Carl Gustaf und Königin Silvia auf. Dazu gesellen sich des öfteren Bilder von Päpsten, aber nicht nur. Zu sehen ist auch ein Kreuz aus Kristallglas, direkt daneben in blauem Rahmen mit goldenem Krönchen das schwedische Königspaar - wie die große Mehrheit seines Volkes übrigens evangelisch-lutherischen Glaubens.

Die heilige Birgitta von Schweden wirkte noch vor der Kirchenspaltung und ist für Katholiken wie Protestanten bedeutend. In der Casa di Santa Brigida ist deshalb, mehr noch als ein "katholisch-königliches", auch ein ökumenisches Klima zu spüren. Dazu trägt auch die Geschichte einer weiteren Heiligen bei: Die Schwedin Elisabeth Hesselblad (1870-1957) wurde als evangelische Christin geboren, trat jedoch mit 32 Jahren zum Katholizismus über. Später belebte sie den Erlöserorden in der Tradition der heiligen Birgitta neu. Zur Heiligen erhob Papst Franziskus sie 2016. Wie Birgitta lebte und wirkte auch Maria Elisabeth Hesselblad im heutigen Gästehaus des Ordens in Rom.

"Kirchlich-königliche" Luft

Dort ist ihr Zimmer inzwischen zu einem Mini-Museum geworden, für Besucher normalerweise nicht zugänglich. Anders ist das bei den drei Zimmern der heiligen Birgitta: Hier organisieren die Schwestern gerne Führungen - übrigens auch für Leute, die nicht bei ihnen übernachten und statt römischer Abgase lieber mal etwas "kirchlich-königliche" Luft schnuppern wollen.


Prinz Charles und seine Ehefrau Camilla, Herzogin von Cornwall, hier in Florenz, Italien. / © Maurizio Degl'innocenti (dpa)
Prinz Charles und seine Ehefrau Camilla, Herzogin von Cornwall, hier in Florenz, Italien. / © Maurizio Degl'innocenti ( dpa )
Quelle:
KNA