Einordnung der Umfrageergebnisse zum Zukunftsweg im Erzbistum Köln

Wo man sich stärker Gedanken machen will

Es ist ein Meilenstein auf der aktuellen Etappe des "pastoralen Zukunftsweges" im Erzbistum Köln: Die nun veröffentlichten Antworten von Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen aus einem Online-Fragebogen geben Fingerzeige für die Zukunft. Welche?

Auch zur Eucharistiefeier wurde gefragt / © Wideonet (shutterstock)
Auch zur Eucharistiefeier wurde gefragt / © Wideonet ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Die Umfrage richtete sich an Leute, die aktiv im kirchlichen Leben stehen. Dazu zählen Hauptamtliche, aber auch ehrenamtlich engagierte Getaufte und Gefirmte im Erzbistum Köln. Was hat Sie an den Umfrageergebnissen am meisten überrascht?

Dr. Daniel Weisser (Projektkoordinator für die aktuelle Etappe des "pastoralen Zukunftswegs" im Erzbistum Köln): Eine Überraschung ist ja immer auch eine Frage der Perspektive. Wenn man sich die Zielgruppe der Umfrage anschaut, dann ist es vermutlich keine große Überraschung, dass 92 Prozent der Befragten auf die Frage was denn ihr wichtigster Motivationsgrund für ihre Tätigkeit sei, ihr Glaube geantwortet haben.

Mich persönlich hat überrascht, dass 91 Prozent aller Befragten gesagt haben, dass sie sich ihre Tätigkeit im ehrenamtlichen Bereich nur innerhalb der katholischen Kirche und nicht bei einer anderen Organisation oder einem anderen Unternehmen vorstellen können. Das ist ein äußerst erfreuliches Ergebnis, das auch die starke Bindung illustriert, die viele Menschen zum Glück noch immer zur katholischen Kirche hier im Erzbistum Köln haben.

DOMRADIO.DE: Eine Frage innerhalb des Fragenkatalogs war auch, inwieweit die sonntägliche Eucharistiefeier als Quelle des christlichen Lebens betrachtet wird. Wie sehen die Antworten darauf aus?

Weisser: Eine Bemerkung vorweg: Die Formulierung "Quelle und Höhepunkt des kirchlichen Lebens" stammt vom Zweiten Vatikanischen Konzil. Da wird die Eucharistiefeier so bezeichnet. Wir haben uns gefragt, wie das heute im Erzbistum Köln ist. Nehmen die Leute das auch so wahr? Sehen Sie das auch so? Wir haben hier ein differenzierendes Ergebnis.

Zum einen sagt eine Mehrheit von 62 Prozent der Befragten, dass die Eucharistie Quelle und Höhepunkt des christlichen Lebens sei. Ihnen ist die Eucharistie sehr wichtig.

Zum anderen sagt ein großer Teil der Befragten, dass sie die Eucharistie aber nicht als Quelle und Höhepunkt des kirchlichen Lebens erleben.

Das heißt, hier stehen sich die persönliche Haltung und das Erleben gegenüber. In dem Bereich sehen wir besondere Herausforderungen, wenn man an die verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten der Eucharistie denkt. Dazu zählen die Musik, die Liedauswahl, die Predigt und Katechese, die Gestaltung des Kirchenraums und die Sprache, die wir verwenden. Das sind sicherlich Möglichkeiten, bei denen man auch sehr konkret vor Ort nachdenken muss, wie man Anpassungen vornimmt.

DOMRADIO.DE: Haben Sie aus den Antworten auch schon konkrete Verbesserungsvorschläge herausfiltern können?

Weisser: Ich glaube, dass die genannten Elemente wichtige Indikatoren sein können. Es fällt sicherlich jedem an einer Eucharistiefeier etwas auf, was einem gut und weniger gut gefallen hat. Zu den zuvor genannten Indikatoren zählt auch noch das Gemeinschaftsgefühl dazu. Das sind, denke ich, Elemente, bei denen man gut hinschauen muss und jeweils sehr unterschiedliche Antworten bekommen kann.

Es muss nicht überall vor Ort - abgesehen vom eigentlichen Kern - eine identische Eucharistiefeier gefeiert werden. Wenn man an die Gestaltung denkt, wird ein Hochschul-Gottesdienst in Bonn anders aussehen als eine Samstagabend-Messe in Lindlar.

DOMRADIO.DE: Auf die Frage zur Bedeutung der Eucharistie haben vor allem ältere Menschen den hohen Stellenwert hervorgehoben. Ist die Eucharistie im Umkehrschluss für jüngere Menschen nicht mehr so wichtig?

Weisser: Ich würde es etwas anders formulieren. Ein Ergebnis der Umfrage ist, dass die Menschen, die an den Eucharistiefeier teilnehmen, bestimmte - und ich benutze das Wort jetzt bewusst - Qualitätsansprüche haben. Ich glaube, dass wir in den Punkten, in denen wir oft auch in unseren Routinen verhaftet sind, die Möglichkeit haben, junge Menschen mehr und direkter anzusprechen. Die Routinen können beispielsweise in der Musikauswahl oder dem Predigttext liegen.

Hier müssen wir uns viel stärker Gedanken machen.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Kölner Dom / © Günther Albers (shutterstock)
Quelle:
DR
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