In seiner Predigt zur Chrisam-Messe am Montag der Karwoche hat Rainer Maria Kardinal Woelki das Priestertum als ein "Geheimnis der Liebe" beschrieben. Die Priester stünden in besonderer Weise in der Nachfolge Jesu, der sie nicht Knechte, sondern Freunde nenne. Diese Freundschaft sei von Vertrauen geprägt und davon, dass Jesus selbst sein Leben für seine Freunde hingeben habe.
Am Beginn seiner Predigt machte der Erzbischof deutlich, dass sich Priester in unterschiedlichen Lebenslagen befänden. Einige erfüllten ihren Dienst mit Freude, andere trügen ihn in Mühsal oder gar in Einsamkeit. Unabhängig davon gelte: "Der Herr weiß um jeden von uns." Die Chrisam-Messe sei deshalb auch ein Ort der Erinnerung an den Tag der eigenen Weihe und der Erneuerung des priesterlichen Dienstes.
Sakramente als persönliches Zeugnis
Woelki betonte, dass Jesus nicht nur sein Wissen, sondern sein ganzes Leben mit seinen Freunden teile. Priester seien dazu berufen, diese Liebe weiterzugeben – im persönlichen Zeugnis wie in der Feier der Sakramente. Der Maßstab dieser Liebe sei nicht das Gefühl, sondern das Tun: "Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage."
Das Priestertum sei ein bleibender Auftrag, in dieser Liebe zu bleiben. Woelki erinnerte daran, dass die Quelle priesterlichen Wirkens die bleibende Verbundenheit mit der Liebe Christi sei und dass diese Liebe auch dann gelte, wenn der Dienst schwerfalle oder der Alltag die Freude zu verdunkeln drohe.
"Unser ganzes Leben prägen"
Er schloss mit dem Aufruf, aus der Liebe zu leben, sie zu feiern und sich in der Freude an dieser Liebe bestärken zu lassen. Denn: "Nur sie kann und will unser ganzes Leben prägen, da nur sie allein unserem Leben Profil und unserem Wirken Fruchtbarkeit zu verleihen vermag."
DOMRADIO.DE hat im Internet-TV am Montag der Karwoche die Chrisam-Messe zur Weihe der heiligen Öle aus dem Kölner Dom mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki übertragen. Unter der Leitung von Oliver Sperling und Cécilia Bazile sang der Mädchen-chor am Kölner Dom. An der Orgel: Winfried Bönig.
Teilhabe an ein und demselben Priestertum

Am Montag der Karwoche wird im Hohen Dom die Missa Chrismatis gefeiert. In ihr konzele-briert der Bischof mit seinem Presbyterium, er weiht den heiligen Chrisam und die anderen Öle. Sie soll der Ausdruck dafür sein, dass die Priester zusammen mit dem eigenen Bischof an ein und demselben Priestertum und Amt Christi teilhaben. Zum Zeichen der Einheit aller Diöze-sanpriester sollen Priester aus allen Regionen des Bistums mit dem Bischof konzelebrieren. Zur Teilnahme an dieser Messe und zum Empfang der Kommunion sind zudem alle Gläubigen eingeladen.
Chrisam – Heilige Öle

"Heilige Öle" sind Salböle, die in der katholi-schen Kirche bei verschiedenen Weihehand-lungen benötigt werden. Verwendung finden sie bei Bischofs- und Priesterweihen sowie der Weihe von Altären und Kirchen. Auch im Rah-men von Taufe, Firmung und Krankensalbung kommen die Öle zum Einsatz. Meist handelt es sich um Pflanzen- oder Olivenöl mit beigefüg-ten Duftstoffen. Geweiht werden die Öle in den Chrisam-Messen, und zwar am Gründonnerstag – an dem die Kirche auch an die Einsetzung des Priesteramts erinnert – oder einem anderen Tag in der Karwoche, üblicherweise zentral in der jeweiligen Bischofskirche. Von dort gelangen die geweihten Öle dann zur weiteren Verwendung in die Pfarreien.
Verweis auf Christus, den Gesalbten
Der Brauch der Salbung geht auf biblische und antike Traditionen zurück. Bereits im Altertum diente Öl nicht nur als Nahrungsmittel, sondern wurde auch als Arznei und zur Körperpflege benutzt. Die griechische Bezeichnung für die Öle – Chrisam – verweist einerseits auf Christus als den Gesalbten und das griechische Wort für Salböl, chrisma. Diese doppelte Bedeutung soll unterstreichen, dass eine Salbung mit den Ölen nach dem Verständnis der Kirche Zeichen für die Begegnung mit Christus ist.