"Mir als Erzbischof macht es große Sorge, was so etwas hier bei uns geschehen konnte", sagte Woelki in seinem wöchentlichen Wort des Bischofs. "Mein Mitgefühl gehört allen betroffenen Frauen und Opfern dieser schrecklichen Nacht." Die Würde des Menschen sei von den "marodierenden Männerhorden" in schändlicher Weise missachtet worden, erklärte der Erzbischof.
Zugleich kritisierte er Vorverurteilung und Generalisierungen und mahnte zu einem "verantwortlichen Umgang mit der Wahrheit". Viele nutzten offenbar die Gunst der Stunde, um ihr "politisches Süppchen aus diesem dunklen Neujahrsbeginn zu kochen", warnte Woelki. Vieles, was er an übler Hetze und blankem Hass in den letzten Tagen gehört und gerade auch in sogenannten sozialen Netzwerken gelesen habe, sei aber nicht nur widerlich und unverantwortlich, so der Erzbischof: "Es verstößt auch gegen die menschliche Würde." Seine eindringliche Bitte: "Es darf bei uns jetzt aber auch keinen Platz für Diskriminierung und Rassismus geben."
"Kein Platz und kein Verständnis"
Woelki hatte sich bereits zuvor zu den Vorkommnissen geäußert. Im ökumenischen Gottesdienst für die Karnevalisten am Donnerstag erklärte er mit Blick auf die Übergriffe, Köln sei eine weltoffene und tolerante Stadt, in der jeder seinen Platz habe: "Für solche Vorfälle haben wir hier in unserer Stadt keinen Platz und kein Verständnis."
Im Gottesdienst an Dreikönigen hatte er erklärt, Gott stelle sich derartigen Ausschreitungen entgegen. "Er will, dass auch wir uns entgegenstellen und die Würde, in diesem Fall die Würde so vieler Frauen, verteidigen", so Woelki.
170 Anzeigen nach Silvesternacht
Laut Polizei hatte sich an Silvester rund um den Kölner Hauptbahnhof eine große Menge junger Männer versammelt, die nach Zeugenaussagen überwiegend aus dem nordafrikanischen beziehungsweise arabischen Raum stammen sollen. Aus der Menge bildeten sich später demnach Gruppen, die Frauen umzingelten, sexuell bedrängten und ausraubten. Mittlerweile gingen mehr als 500 Anzeigen ein.