"Die Errichtung großer pastoraler Räume führt in der Praxis dazu, dass Pfarreien sich weniger um gesellschaftliche und soziale Probleme in ihrem Umfeld kümmern, sondern sie sind vor allem mit kirchlichen und organisatorischen Binnenfragen beschäftigt", sagte der in Freiburg lehrende Professor für Pastoraltheologie am Montagabend in einer Gastvorlesung an der Universität Erfurt.
Dies sei aber kein zwangsläufiger Prozess, betonte Spielberg. "Die Frage bei der Gemeindeentwicklung sollte nicht sein: 'Was müssen wir machen, damit unsere Pfarrei lebendig bleibt?' Vielmehr sollte sich eine Pfarrei fragen: 'Wofür sind wir da?' - über diese Spur und gesellschaftliche Perspektive muss es laufen."
Resignation sei keine Lösung
Die katholische Kirche habe viele "Verlusterfahrungen" in den vergangenen Jahrzehnten gemacht, etwa rückläufige Mitgliederzahlen, sinkender institutioneller Einfluss und lokaler Resonanzverlust. Wichtig sei, davor nicht zu resignieren. "Die Aufgabe der Kirche ist es Brüche, weiterzuentwickeln", so Spielberg. Kirche dürfe keine Institution sein, "in der man irgendwann nur noch sehen könne, was Kirche einmal war".
Zugleich betonte der Theologe: "Die zukünftige Gestalt der Kirche kann nicht von Expertinnen und Experten aus den Bildern der Vergangenheit und den Daten der Gegenwart abgeleitet werden, sondern muss erst noch entworfen werden." Es bestehe dabei Bedarf an Prozessen, "die es möglich machen, Ideen von Leuten vor Ort sichtbar zu machen und Dissens zu generieren - sowie Räume abzustecken, in denen Neues Zeit hat, zu wachsen."
Kritisch führte er aus: "Bürokratisches Denken und Handeln prägt heute nicht nur den administrativen Teil des 'Hirtenamts', sondern nach und nach die Beziehung kirchliche Führungskräfte zu den Mitgliedern überhaupt." An vielen Stellen kirchlicher Bürokratie erlebe er "eine Kultur der Angst und Kontrolle", sagte Spielberg. Die stärkste "Stellschraube", dies zu ändern, sei das Personal. Derzeit erlebe er allerdings vielerorts eine "dramatische" Führungsschwäche.