World Vision fordert Hilfe für Menschen im Irak

"Verängstigt und eingeschüchtert"

Die Kämpfe um die irakische Stadt Mossul halten an. Die Menschen vor Ort stehen zwischen den Fronton und kämpfen ums Überleben. In der nahegelegenen Stadt Erbil koordiniert das Hilfswerk "World Vision" die Hilfsleistungen.

Im Flüchtlingscamp Debaga zwischen Erbil und Mossu / © Jens Kalaene (dpa)
Im Flüchtlingscamp Debaga zwischen Erbil und Mossu / © Jens Kalaene ( dpa )

domradio.de: Wie ist die Situation in Erbil im Moment?

Anna Zügner (Kinderhilfswerk "World Vision"): Die Lage in Erbil ist ruhig und auch in den Flüchtlingscamps, in denen wir arbeiten, ist die Lage ruhig und sicher. Aber auch die Menschen, die es schaffen, über die Front zu flüchten, haben natürlich eine sehr gefährliche Flucht hinter sich und mussten teilweise unter Beschuss ihr Haus verlassen. Wir hören von Menschen, die in ihren Häusern gefangen waren, während draußen die Bomben gefallen sind.

domradio.de: Sie arbeiten als Hilfswerk mit den Flüchtlingen in den Camps direkt zusammen. Unter welchen Umständen leben die Menschen dort?

Zügner: Diese Camps sind von den Vereinten Nationen und von den Hilfsorganisationen aufgebaut worden. Es sind Camp-Städte, in denen die Menschen mit dem Nötigsten versorgt werden, also mit Zelten, Nahrung, Wasser und jetzt im Winter auch mit Öfen.

domradio.de: Kommen die Menschen damit aus oder herrscht dort Hunger und ein Überlebenskampf?

Zügner: In den Camps wird die Versorgung durch die Hilfsorganisationen hergestellt. Aber das Problem ist im Moment, dass es nur Platz für 55.000 Menschen gibt. Es werden aber Schätzungen nach aber über 700.000 Menschen erwartet. Man weiß nicht genau, wann diese Menschen kommen und wohin sie gehen werden, aber es werden dringend neue Camps für diese Menschen benötigt.

domradio.de: World Vision kümmert sich auch besonders um die Situation der Kinder. Wie ist es um diese bestellt?

Zügner: Wir haben da sehr bewegende Geschichten gehört. Man muss sich vorstellen, dass viele mitten in der Nacht fliehen mussten und die haben einen langen Weg hinter sich. Oft sind Menschen bis zu zehn Stunden gelaufen, bevor sie in den Camps angekommen sind. Da sind Dinge geschehen, die Kinder nicht erleben sollten, zum Beispiel den Tod von Angehörigen. Die Kinder, die in den Lagern ankommen, sind teilweise völlig verängstigt und eingeschüchtert von der ganzen Situation. Meine Kollegen berichten von Kindern, die aufgehört haben zu sprechen, weil sie so verängstigt waren. Der ganze Konflikt und die Gewalt in den letzten zwei Jahren haben eine sehr große Auswirkung auf die Kinder.

domradio.de: Wie geht es nun weiter für die Menschen im Nordirak jetzt wo der Winter kommt?

Zügner: Wie gesagt, könnten bis zu 700.000 Menschen fliehen und die Temperaturen sinken. Darum werden dringend Decken und Winterkleidung benötigt.

Das Gespräch führte Renardo Schlegelmilch.


Quelle:
DR