Der Woelki, der wählt als katholischer Kirchenmann doch Schwarz. Der kann doch gar nicht anders! Nein, nein, der Kölner Kardinal, das ist ‘ne linke Socke. Heute am Wahltag trägt der doch extra sein rotes Käppi. Der wählt die Sozis… Quatsch, warum steht der denn heute wohl in seinem Video vor einer gelben Wand? Der Woelki, der wählt die FDP, wetten? Alles Käse, der Kölner Kardinal hat doch das Wahlprogramm der Grünen in seiner Hand – als Umweltfanatiker, da ist doch wohl klar, wo der sein Kreuz macht.
Ich muss Sie alle enttäuschen, heute am Tag der Bundestagwahl da gebe ich keine versteckten Hinweise. Die Zeiten, wo wir Bischöfe und Priester die Bürger aufgefordert haben, da oder dort die Stimme abzugeben – diese Zeiten sind hoffentlich vorbei. Wir haben in unserem Land viele demokratische Alternativen und Gott sei Dank Wahlfreiheit. Und es gibt auch mit gutem Grund ein Wahlgeheimnis.
Keinen Grund aber gibt es in meinen Augen, nicht zur Wahl zu gehen. Auch wenn unser Grundgesetz keine Wahlpflicht kennt. Ich gehe wählen, weil ich mitbestimmen möchte, wo es zukünftig lang gehen soll in unserer Gesellschaft. Wir haben hier bei uns eine gute demokratische Landschaft, und wir leben zum Glück nicht in Nordkorea.
Ich möchte mit meiner Stimme auch diejenigen stärken, die sich in den nächsten Jahren für unser Gemeinwohl einsetzen wollen. Mit meiner Stimme schenke ich den von mir Gewählten mein Vertrauen. Denn unser Zusammenleben kann ohne Vertrauen überhaupt nicht funktionieren. Sie sollten ebenfalls zur Wahl gehen. Schwarz, Rot, Gelb, Grün – unsere bunte Demokratie, die ist doch gar nicht so schlecht. Also, auf zur Stimmabgabe! Unsere Demokratie braucht unseren Auftrag und lebt von unserem Vertrauen.
Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln