Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den Kölner Zentral-Dombau-Verein (ZDV) zu dessen 175-jährigen Bestehen gewürdigt. Die "ehrwürdige, aber quicklebendige Institution" habe dafür gesorgt, "dass der Dom überhaupt als das unersetzliche Symbol kölnischer und rheinischer Identität vollendet werden konnte, wie wir ihn heute vor uns sehen", sagte Steinmeier beim Festkonzert am Samstagabend im Kölner Dom, bei dem auch das 175-jährige Bestehen des Kölner Männer-Gesang-Vereins (KMGV) gefeiert wurde.
Steinmeier beschrieb die damalige Gründungsphase der beiden Vereine als eine "Zeit des Aufbruchs". Dem habe die "rückwärtsgewandt" scheinende Initiative, "eine 300 Jahre stillstehende Baustelle nach 600 Jahre alten Plänen wieder in Betrieb zu nehmen", nicht widersprochen. "Eine gute Zukunft gibt es nämlich nur, wenn wir wissen, wo unsere Herkunft ist", so der Bundespräsident. "Und die Erinnerung an die Herkunft wird nur dann nicht lähmend und reaktionär, wenn sie offen ist für neue Wege in die Zukunft."
Bekenntnis zur katholischen Identität
Der Beschluss der Kölner und die Unterstützung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. zur Domvollendung habe dies deutlich gemacht. "Dieses Bekenntnis zur katholischen Identität, deren Wurzeln im hohen Mittelalter liegen, war gleichzeitig auch als ein nationales Versöhnungswerk gedacht und sollte friedensstiftend wirken im Streit der Konfessionen", sagte der Protestant Steinmeier.
Neben einer Begrüßung des ZDV-Präsidenten Michael H. G. Hoffmann sprachen auch der scheidende NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) und Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) Grußworte. Die Laudatio hielt der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki.
Woelki: "Dom ist Bauwerk und Gefühl"
Der Kölner Erzbischof unterstrich die Verbindung des Dombauvereins mit dem Kölner Männer-Gesang-Verein. Beiden gemeinsam sei es zu verdanken, dass "die Dombaubewegung des 19. Jahrhunderts wie ein Funke auf die Menschen übersprang - und zwar nicht nur auf Kölnerinnen und Kölner und nicht nur auf Katholikinnen und Katholiken", sagte Woelki.
Der Dom sei Bauwerk und Gefühl zugleich, und er sei Heimat auch für Zugezogene. "An der Popularität des Domes hat sich in den vergangenen 175 Jahren bis heute allen volkskirchlichen Veränderungen zum Trotz nichts geändert», so der Kardinal. Der Dom sei Kunstwerk, Nationaldenkmal, Weltkulturerbe, Gotteshaus - kulturelles Gedächtnis des Glaubens. «Er ist Orientierungspunkt selbst, und gerade dann, wenn er wie am 5. Januar 2015 für Stunden seine Lichter löscht", ergänzte Woelki mit Blick auf das Abschalten der Dombeleuchtung als Protest gegen eine Pegida-Demonstration.
Drei Buchstaben: D O M
Woelki hob die innere Vielfalt des ZDV hervor. Ihr sei es zu verdanken, dass "sich Menschen unterschiedlicher konfessioneller und weltanschaulicher Provenienz, unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher Nationalität nicht nur in Köln, sondern weltweit für den Erhalt dieses Himmelswerkes einsetzen".
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Das Gotteshaus mahne uns zudem, "das untereinander zu teilen, wofür er in den Himmel ragt: die Achtung vor Gott und den Menschen". Wolki schloss: "Es sind nur drei Buchstaben: Dom. Es ist ein kleines Wort. Aber um wie viel ärmer die Welt und wir Kölsche wären ohne ihn, ist unermesslich."
Dombauverein ist älteste Bürgerinitiative
Der scheidende NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) verwies darauf, dass der preußische König damals 10.000 Taler zum Dombau dazugegeben habe. "Wenn der Verein heute gegründet würde, ich könnte Ihnen zusichern, 10.000 Taler würde ich auch zusammenkriegen, selbst auf die letzten Tage", so der Politiker bei seinem letzten Grußwort als NRW-Minister.
Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) betonte, der Dombauverein sei die älteste Bürgerinitiative der Welt. Lediglich Heinrich Heine habe dem Ansinnen des Dombau-Vereins wenig Sympathien entgegengebracht. "Wie schön, dass Heinrich Heine nicht recht behalten hat", sagte Reker.