Die Diözese Würzburg muss sich einen neuen Finanzdirektor suchen, nachdem Albrecht Siedler am Freitag von dieser Funktion zurückgetreten ist. Damit reagierte er auf einen Strafbefehl gegen sich, weil er Sozialbeiträge in Höhe von rund 107.000 Euro nicht abgeführt hatte, wie die Diözese am Freitag mitteilte. Siedler hatte den Strafbefehl über mehr als 90 Tagessätze und damit eine Geldstrafe im mittleren fünfstelligen Bereich akzeptiert und gilt damit als vorbestraft. Der Vorgang hat jedoch nichts mit den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft rund um den kirchlichen Bauträger SBW zu tun, dessen Aufsichtsratschef Siedler war.
Laut Diözese ging es bei dem Strafbefehl um Sozialversicherungsbeiträge für Stipendien an Promotionsstudierende, die gleichzeitig aber in der Seelsorge eingesetzt waren. Diese habe man zuzüglich der sonstigen Nebenkosten unverzüglich nachgezahlt. "Bei dem vom Strafbefehl erfassten Sachverhalt handelt es sich um ein erstmaliges Fehlverhalten eines langjährigen, ansonsten sehr verdienten Mitarbeiters in verantwortungsvoller und schwieriger Stellung."
Vorwurf der Untreue
Siedler habe mit dem Rücktritt Schaden vom Amt des Finanzdirektors und der Diözese abwenden wollen, so die Diözese. Generalvikar Thomas Keßler "legte und legt größten Wert auf die jederzeitige Einhaltung aller rechtlichen Vorgaben durch alle Personen, die für die Diözese tätig sind".
Im Fall der kirchlichen SBW-Bauträger- und Verwaltungs-GmbH war am Donnerstag bekannt geworden, dass die Diözese Strafanzeige gegen den früheren Geschäftsführer gestellt hatte. Es geht laut Medienberichten um den Vorwurf der Untreue. Die Staatsanwaltschaft bestätigte lediglich, dass es eine Anzeige gebe und der Generalvikar am Dienstag als Zeuge bei der Justiz gewesen war.
Aufsichtsrat aufgelöst
Schon Mitte Juli war bekannt geworden, dass die Diözese im Zuge ihrer Transparenz-Offensive Vorgänge bei der SBW untersuchen lassen will. Der bisherige Geschäftsführer und Leiter des Liegenschaftsamtes im Ordinariat wurde Ende Juni von seinen Aufgaben entbunden. Auch der Aufsichtsrat wurde aufgelöst. In ihm saßen neben Siedler auch dessen Vorgänger und Würzburger Bürgermeister Adolf Bauer, sowie der frühere Kunst- und Baureferent Jürgen Lenssen und ein Anwalt.
In ersten Erklärungen verwies das Bistum darauf, dass bei der SBW in der Vergangenheit Funktionen bei unterschiedlichen Rechtsträgern durch die gleichen Personen wahrgenommen worden seien. Dies entspreche nicht heutigen Vorstellungen von "Compliance und Kontrolle". Die Diözese sehe aber Kontrollmechanismen wie etwa ein Vier- oder Mehraugenprinzip als wesentlich an. Dies bedeute jedoch nicht, dass den bisher verantwortlichen Personen ein Vorwurf zu machen sei, hieß es damals.
Der Bauträger ist eine Schwestergesellschaft des St.-Bruno-Werks, eine kirchliche Wohnungsbaugenossenschaft. Im Jahr 2017 verzeichnete die SBW nach eigenen Angaben Umsatzerlöse in Höhe von gut 2,7 Millionen Euro.