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Von Homeoffice, Flatterband und Mamas Quatsch

„Egal, wann ich es versucht habe, immer habe ich Kindergeschrei gehört. Ein Telefonat war nicht möglich.“ Erzählt mir ein Chef, der versucht, seine Mitarbeiterin im Homeoffice zu sprechen.

Homeoffice und Kind betreuen - kann das gut gehen? / © NadyaEugene (shutterstock)
Homeoffice und Kind betreuen - kann das gut gehen? / © NadyaEugene ( shutterstock )

Ich kann den Chef verstehen. Zumal der sehr verständnisvoll ist. Nur weil im Hintergrund mal ein Kind kräht, würde er nie was sagen. Aus Rücksicht hat er ja auch dreimal an einem Vormittag angerufen.

„Homeoffice ist doch keine Kinderbetreuung“ schimpft der, der das Ganze am Ende bezahlt. Natürlich hat er recht.

Die Mitarbeiterin kann ich aber auch nur zu gut verstehen. Als Freiberuflerin arbeite ich ja schon immer zu Hause. Als meine Kinder klein waren, verstanden sie nur schwer, dass ich zu Hause war. Aber nicht für sie da.  

Dass der Papa zuständig ist. Oder, als sie größer wurden, sie die Dinge alleine unter sich klären mussten.

Wenn es gut lief, dann gab es Kinder, die sich leise ins Zimmer schlichen. Oder vorsichtig Zettel mit großen Buchstaben und origineller Rechtschreibung auf den Tisch legten.

Wenn es schlecht lief, platzten heftig schluchzende, sich gegenseitig beschuldigende Zwerge gerne just dann in mein Büro, wenn ich gerade ein wichtiges Telefonat führte.

Damals gab es kein Homeoffice. Wer mich anrief erwartete, dass ich im Büro sitze und arbeite. Punkt.

Weil die kleinen Störer sich aber selbst von heftigen Gesten und bösen Blicken nicht aufhalten ließen, musste mir was einfallen.

Ich spannte rot-weißes Baustellenflatterband kreuz und quer im Aufgang zu meinem Büro. Und lernte, wenn Kummer oder Wut nur groß genug sind, ist so ein Flatterband für kleine Jungs kein ernstzunehmendes Hindernis.

Schärfere Maßnahmen mussten her. Die Kinder bekamen meine berufliche Telefonnummer. Ich erklärte, das Büro da oben wäre im Prinzip genauso weit weg, als wenn ich nach Köln zum Sender führe. Da müssten sie ja auch anrufen, wenn sie was von mir wollten.

Und vorher sehr gut überlegen, ob so ein Anruf gerechtfertigt ist.

Das Gemaule war groß, die Gesichter lang. Aber ich hatte, wenn ich von vermehrten Anrufen absehe, Ruhe. Ein echter Erfolg war es nicht.

Und vielleicht ist die Pointe dieser Geschichte für alle vom Homeoffice gestressten Eltern und Chefs, die im Übrigen mein volles Mitgefühl haben, ein Trost.

Denn bald stolperte ich unter den gespeicherten Nummern im Telefon über einen Eintrag mit dem Namen: Mamas Quatsch.

Es war meine Büronummer.