Sozialpfarrer fordert mehr Empathie für Schlachthofmitarbeiter

Wunsch nach Regulierung in der Fleischindustrie

​Der katholische Sozialpfarrer und Theologe Peter Kossen wünscht sich von der Bevölkerung mehr Empathie für die Situation von Schlachthofangestellten. Kritik äußerte Kossen erneut an den schlechten Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie.

Leere Fleischhaken in einem Schlachthof / © Dewald Kirsten (shutterstock)
Leere Fleischhaken in einem Schlachthof / © Dewald Kirsten ( shutterstock )

Wer die billige Bratwurst wolle, nehme die katastrophale Lage in den Betrieben mehr oder minder wissend in Kauf, sagte Kossen im Interview mit der "taz" (Mittwoch). Da Schlachthöfe nun zu Corona-Hotspots geworden seien, könnte dies die Bevölkerung auf die Branche aufmerksam machen.

Eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Schlachthöfen sei auch über den Pandemieschutz hinaus nötig, betonte der Theologe: "Wenn man wirklich eine Situation schaffen will, in der die Leute in der Lage sind, ihrer Arbeit nachzugehen, ohne ständig in Gefahr zu sein, sich zu infizieren, muss das auch mit einer Regulierung einer ausbeuterischen 60-Stunden-Woche einhergehen". Auch die Wohnsituation der Arbeiter müsse sich verbessern.

Kritik an Unternehmensstruktur

Kossen kritisierte zudem einen hohen Einsatz von Subunternehmern in der Branche. Wenn diese nur 10 Prozent der Belegschaft stellten und nicht 80 Prozent, gäbe es "ganz andere Möglichkeiten der Kontrolle", wie etwa einen Betriebsrat oder eine Gewerkschaft. "Aber indem man zulässt, dass mit den Personaldienstleistern auch eine große Zahl Krimineller ins Spiel kommt, darf man sich nicht wundern, wenn man diese Zustände hat", so der Theologe.

Kossen ist Gründer des Vereins "Aktion Würde und Gerechtigkeit", der Arbeitsmigranten aus Ost- und Südosteuropa unterstützt und über ihre Rechte aufklärt.


Peter Kossen / © Ingo Wagner (dpa)
Peter Kossen / © Ingo Wagner ( dpa )
Quelle:
KNA