Zahl der Tierversuche in Deutschland erneut gestiegen

Fast 2.5 Millionen geschundene Kreaturen

 (DR)

Die Zahl der Tierversuche in Deutschland hat erneut zugenommen. Im vergangenen Jahr wurden 2.412.678 Tiere für Versuche und andere wissenschaftliche Zwecke "verwendet", teilte das Bundeslandwirtschaftsministerium am Mittwoch in Berlin mit. Dies sei gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung um 6,5 Prozent. Die Vereinigung "Ärzte gegen Tierversuche" zeigte sich bestürzt über die „historisch hohen Zahlen". Besonders die steigende Zahl der Versuche an Affen wird kritisiert. Angesichts dieser Zahlen will die Bundesregierung nach eigenen Angaben die Tierversuche reduzieren und durch andere Methoden ersetzen.

Erhöhter Forschungsaufwand?
Die Zahl der Versuchsmäuse habe sich in Deutschland in den vergangenen zwei Jahren um rund 250.000 Tiere erhöht. Dies hänge vor allem mit dem erhöhten Forschungsaufwand zur Wirkungsweise einzelner Gene, beispielsweise zur Erforschung menschlicher Erbkrankheiten, zusammen, hieß es. Von rund 360.000 eingesetzten so genannten transgenen Tieren wie Ratten, Kaninchen, Schweinen, Amphibien und Fischen bildeten die Mäuse mit rund 96 Prozent den größten Anteil.

Zahl der Affenversuche verfünffacht
Für Tierversuche wurden 2005 laut Ministerium rund 4900 Hunde und über 1000 Katzen eingesetzt. Die Anzahl der Affen und Halbaffen habe sich gegenüber dem Vorjahr um rund 400 Tiere auf etwa 2100 erhöht.

Gerade diese Versuche an Affen stehen in der Kritik der Tierschützer. Denn bevor Affen im Tierversuch eingesetzt werden, haben sie häufig schon einen langen, leidvollen Weg hinter sich, so der Deutsche Tierschutzbund. Etwa die Hälfte der in Deutschland verwendeten Affen würde importiert - vor allem aus Zuchtstationen auf Mauritius, aber auch aus China oder Vietnam.

Der Export der Affen sei mit hohen Verlusten verbunden. Tiere würden beim Fang verletzt, zum Teil so schwer, dass sie sterben. Der anschließende, tagelange Transport auf Straßen und in der Luft, verbunden mit erheblichen Temperaturunterschieden, Feuchtigkeitsschwankungen, Lärm, rüder Behandlung durch Menschen und mangelhafter Versorgung, sei zusätzlich eine starke Belastung für die Tiere.

Stetiger Anstieg der Tierversuche
Das Bundesforschungsministerium hat die Fördermittel für „Ersatzmethoden zum Tierversuch" den Angaben zufolge von 3,4 Millionen Euro in 2005 auf vier Millionen für 2007 erhöht. Der dramatische Anstieg bei den Hunden, Katzen und Affen sei erschreckend, kritisierte die Vereinigung „Ärzte gegen Tierversuche" mit. Nachdem die Versuchstierzahlen bis 1996 auf einen Tiefpunkt von 1,5 Millionen kontinuierlich gesunken seien, würden sie seither wieder stetig ansteigen. Alarmierend seien vor allem die explodierenden Zahlen in der Gentechnik.

Die Ärzte gegen Tierversuche e.V. fordern die Abschaffung der Tierversuche,
die massive finanzielle Förderung von Forschungsvorhaben mit tierversuchsfreien Systemen und die Einrichtung von wirksamen und unabhängigen Kontrollinstanzen zur Beendigung des Missbrauchs von Mitgeschöpfen zu tierexperimentellen Studien.

Auch Papst Benedikt XVI. setzt sich für Tierschutz ein
Als Kardinal Ratzinger 2002 in einem Interview zu den Rechten der Tiere befragt wurde, sagte er: "Das ist eine sehr ernste Frage. Jedenfalls sieht man, dass sie uns auch zur Hut gegeben sind, dass wir mit ihnen nicht beliebig umgehen dürfen. Auch Tiere sind Geschöpfe Gottes."

Kardinal Ratzinger gab damit die offiziellen Lehren der Kirche wieder, wie sie im katholischen Katechismus dargelegt sind und die klar besagen, dass "Tiere Gottes Kreaturen [sind]. Er umgibt sie mit seiner gnädigen Fürsorge. Sie segnen ihn durch ihre bloße Existenz und geben ihm Ruhm. Daher schulden die Menschen ihnen Freundlichkeit.