Das Erzbistum München und Freising stellt zur Betreuung der Flüchtlinge für das kommende Jahr ein Sonderbudget von fünf Millionen Euro bereit. In vielen Gemeinden engagieren sich aber auch Ehrenamtliche in vielfältigen Projekten für Flüchtlinge. Sie streichen Wohnungen, organisieren Deutschkurse oder helfen bei Einkäufen und Behördengängen. So wird das weihnachtliche Motiv der Herbergssuche in alten Bauernhäusern und Klöstern konkret.
Einen Flüchtlingsfonds mit 500.000 Euro hat das Erzbistum Hamburg eingerichtet. Mit dem Geld sollen Projekte von Pfarrgemeinden und kirchlichen Einrichtungen für Asylsuchende gefördert werden, kündigte die Erzdiözese am Mittwoch in der Hansestadt an. "Es soll das Engagement der Gemeinden stärken und neue Ideen und Projekte in der Flüchtlingshilfe unterstützen", sagte Diözesanadministrator Ansgar Thim.
Aktion Neue Nachbarn" des Erzbistums Köln
Für freie Plätze in den Herbergen sorgten auch die Mitglieder der katholischen Kirchengemeinde Sankt Rochus und Augustinus in Bonn. Seit rund drei Monaten unterstützt ein Netzwerk aus Freiwilligen der Gemeinde die sechsköpfige Familie Alrebdawi aus Syrien. Die 76-jährige Helferin Doris Mohr zum Beispiel gibt privaten Deutschunterricht, begleitet die Familie zum Arzt oder ins Museum. "Ich habe vom Westen immer gedacht, jeder lebt für sich, keiner schert sich um den anderen", erzählt Familienvater Mohammad Alrebdawi. Genau das Gegenteil sei aber der Fall.
Die Mitte November gestartete "Aktion Neue Nachbarn" des Erzbistums Köln ist erfolgreich angelaufen. 22 Anträge auf finanzielle Förderung sind seit dem 11. November bei der eigens eingerichteten Hotline eingegangen. In vielen Gemeinden und Pfarrverbänden im Erzbistum Köln engagieren sich Menschen, um Flüchtlinge willkommen zu heißen und zu unterstützen. Anfang Dezember bestätigte der Kirchensteuerrat des Erzbistums Köln eine Hilfe für Flüchtlinge und Menschen in Not von insgesamt 12,5 Millionen Euro.
Aus dem Soforthilfefonds des Erzbistums Köln wurden bisher 42.000 Euro an Fördermitteln den Initiativen in den Gemeinden zur Verfügung gestellt. Das Geld fließt in unterschiedliche Projekte: unter anderem in Altenberg kann durch die Unterstützung ein syrischer Flüchtling aufgenommen werden, in Erkrath wird der "Freundeskreis für Flüchtlinge" bei seiner Arbeit unterstützt. Mit dem Geld aus dem Fonds baut eine Kölner Gemeinde die Hausaufgabenhilfe für Flüchtlingskinder aus. In Lindlar wird mit dem Zuschuss Lehrmaterialien und Sportbekleidung für Flüchtlinge gekauft. Hier finden Sie weitere Beispiele gelebter Flüchtlingshilfe im Erzbistum Köln.
Kirchen in NRW helfen gemeinsam
Die evangelischen und katholischen Kirchen in Nordrhein-Westfalen und ihre Verbände Caritas und Diakonie haben ein gemeinsames Positionspapier zur Flüchtlingsfrage veröffentlicht. Unter dem Titel "Ja, wir sind ein Zufluchtsland - Plädoyer für eine Neuorientierung“ sprechen sich die Kirchen in sieben Punkten für eine neue Haltung zu Flüchtlingen aus.
In dem Papier plädieren die (Erz-)Bischöfe und Präsides dafür, dass sich die Bürger in Nordrhein-Westfalen und alle Verantwortlichen in der Gesellschaft dazu bekennen, dass Deutschland ein Zufluchtsland ist. Zudem rufen sie dazu auf, gemeinsam zu agieren, um die nötigen Rahmenbedingungen für eine gelungene Integration von Flüchtlingen zu schaffen.
Flüchtlingsfamilien auf dem Bauernhof
In Haste nahe Osnabrück leben seit einigen Monaten zwei Flüchtlingsfamilien auf einem Bauernhof - und hauchen dem alten Haus neues Leben ein. "Die Flüchtlinge werden oft ziemlich alleingelassen", erklärt Norbert Poerschke, der sich mit einer siebenköpfigen Gruppe aus Ehrenamtlichen um die Familien kümmert.
Deshalb fährt er mit ihnen zu Anlaufstellen für Kleider und Möbelspenden, damit sie sich selber aussuchen können, was sie brauchen und was ihnen gefällt. "Die Menschen sollen sich in ihrer neuen Wohnung wohlfühlen und das Gefühl haben willkommen zu sein", erklärt Poerschke. Eine Geschichte erzählt der Freiwillige besonders gern: Bereits nach wenigen Monaten hätten die Kinder Freunde gefunden und wollten daher gar nicht näher an die Innenstadt ziehen. "So funktioniert Integration", freut sich der Ehrenamtliche.
Auch im Benediktinerkloster Münsterschwarzach, rund 25 Kilometer östlich von Würzburg, sind Flüchtlinge willkommen. Der Einzug von neun Männern aus Syrien, Irak und Iran stehe kurz bevor, teilte das zuständige Landratsamt Kitzingen mit. Die Flüchtlinge seien Christen und Muslime. "Es hilft nicht nur beten, sondern - wenn sie vor der Tür stehen - auch tun", betont der Abt des Klosters, Michael Reepen.
Die benediktinische Aufgabe der Gastfreundschaft gelte besonders vor Weihnachten: "Mit jedem Fremden empfangen wir Christus", erklärt der Abt. Ein Kreis von zehn Brüdern wolle den Flüchtlingen Deutschunterricht geben und ihnen ermöglichen, aktiv am Klosterleben teilzunehmen, wenn sie dazu bereit seien. So könnten Sie zum Beispiel im Klosterladen oder der Druckerei mitarbeiten. Auch aus der örtlichen Pfarrgemeinde sei bereits Unterstützung angeboten worden.
90 Flüchtlinge im alten Exerzitienhaus
Neben den Münsterschwarzacher Benediktinern beherbergen auch die Erlöserschwestern im Bistum Würzburg seit Mitte Oktober rund 90 Flüchtlinge im alten Exerzitienhaus. In Salzweg vor der Toren Passaus bietet Mouna Sabbagh über die örtliche Caritas eine Asyl- und Sozialberatung für Flüchtlinge an.
Die Sozialarbeiterin telefoniert, schreibt Briefe und geht mit zu Vorstellungsgesprächen. Sie macht Mut, wenn es Rückschläge gibt. Die Asylbewerber vertrauen ihr, "sie haben das Gefühl, wir sind auf der gleichen Ebene". Denn Mouna Sabbagh ist selbst Syrerin und als Kind mit ihren Eltern nach München gekommen. In ihrer Arbeit für die 90 Flüchtlinge wird die Sozialpädagogin von einem Kreis aus Ehrenamtlichen unterstützt. Bei einem Treffen in der Pfarrgemeinde seien auch der Trachtenverein, der Strickverein und die Pfadfinder dazugekommen. So habe sich in Salzweg eine Willkommenskultur etabliert.