Mordfall in Schweizergarde soll neu aufgerollt werden

Zahlreiche Unstimmigkeiten

​21 Jahre nach einem Doppelmord bei der päpstlichen Schweizergarde will die Familie des mutmaßlichen Täters den Fall neu aufrollen lassen. Ein Gardekommandant und seine Frau sind nach der Ernennung 1998 erschossen worden.

Schweizergarde / © Cristian Gennari (KNA)
Schweizergarde / © Cristian Gennari ( KNA )

Wie italienische Medien am Freitag berichteten, beantragte die Anwältin Laura Sgro Akteneinsicht beim vatikanischen Gericht. Aus ihrer Sicht gebe es zahlreiche Unstimmigkeiten bei der Rekonstruktion des Hergangs.

Der Anwältin zufolge lägen "neue Beweise" vor, die mit den vorhandenen Dokumenten verglichen werden müssten. Sobald sie Kenntnis der Unterlagen habe, werde sie ihren Beraterstab vervollständigen, hieß es. In einem anderen Fall vertritt Sgro auch die Familie von Emanuela Orlandi, einer 1983 verschleppten Vatikanbürgerin, deren Schicksal bis heute ungeklärt ist.

Täter nahm sich selbst das Leben

Gardekommandant Alois Estermann war am 4. Mai 1998 kurz nach seiner Ernennung gemeinsam mit seiner Ehefrau Gladys Meza Romero erschossen worden; als Täter gilt der damals 23 Jahre alte Vizekorporal Cedric Tornay, der sich den Ermittlungen zufolge anschließend selbst das Leben nahm.

Zehn Jahre danach erinnerte die Garde mit einer Messe an die Tragödie. Der damalige Gardekaplan Alain de Raemy betete für Estermann, seine Frau und Tornay und sagte, er hoffe, dass alle drei Heilung und Läuterung im Licht Christi gefunden hätten.

Schweizergarde

Die Schweizergarde ist die militärische Schutztruppe der Päpste. Hauptaufgabe der Garde mit ihrer Sollstärke von künftig 135 Mann ist, über die Sicherheit der Person und der Residenz des katholischen Kirchenoberhaupts zu wachen. Zudem begleiten Gardisten den Papst auf Reisen, kontrollieren die Eingänge zum Vatikanstaat und nehmen Ordnungs- und Ehrendienste wahr. Während ihrer mindestens 26-monatigen Dienstzeit sind die Gardisten Bürger des Vatikanstaates. 

Schweizergardisten / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Schweizergardisten / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA