Zapatero bittet Nuntius im Streit mit Bischöfen um Vermittlung

Viel Öl im Wahlkampffeuer

Es wird nicht immer so heiß gegessen, wie es gekocht wird, lautet eine Binsenweisheit. Die Suppe, die Spaniens sozialistischer Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero und der päpstliche Nuntius Manuel Monteiro de Castro am Donnerstagabend aßen, dürfte allerdings ähnlich heiß gewesen sein wie der Gesprächsstoff. Das Abendessen, zu dem der Vatikan-Botschafter den Regierungschef geladen hatte, kam einem Krisengipfel gleich. Die Bischöfe sollen sich aus dem Wahlkampf heraushalten - so oder ähnlich dürfte Zapateros Botschaft gelautet haben.

 (DR)

Schon seit Wochen liegen sich die regierenden Sozialisten und die Bischofskonferenz in den Haaren. "Es haben sich in der jüngsten Zeit einige Dinge zugetragen, die nicht hätten passieren dürfen und die einige hochrangige Kardinäle provoziert haben", sagte Zapatero bereits vor einigen Tagen bei einer Konferenz, an der auch der Nuntius teilnahm.

Vor allem kritisierte Zapatero den jüngsten Hirtenbrief der Bischöfe, in dem die Kirche knapp einen Monat vor den Parlamentswahlen am 9. März erläutert, dass nicht alle Wahlprogramme mit christlichen Werten zu vereinbaren seien. Ohne die Sozialisten beim Namen zu nennen, kritisieren die Bischöfe vor allem deren Gesetzesinitiativen wie die Legalisierung der sogenannten Homo-Ehe oder die Abstufung des Religionsunterrichts. Der Hirtenbrief legt vor allem die Wahl von Parteien nahe, die sich für die traditionelle Familie und für gesetzliche Hürden bei Scheidung oder Abtreibung einsetzen und gegen Sterbehilfe aussprechen.

Spaniens Regierung wies umgehend ihren Botschafter im Vatikan an, dem Papst ihre Verärgerung über die "parteipolitisch agierenden" Bischöfe vorzutragen; man sehe den Hirtenbrief als einseitige Parteinahme für die konservative Oppositionspartei PP an. Vor allem war Zapatero über den Aufruf der Bischöfe verärgert, dass Katholiken keine Parteien wählen sollten, die mit Terroristen verhandeln. Die Verurteilung des Dialogs mit der baskischen Terrororganisation ETA war direkt gegen seine Partei gerichtet. Sie hatte 2006 Friedensgespräche mit der ETA geführt, die diese aber im Juni 2007 abbrach.

Verwunderter Vorsitzender
Zapatero drohte gar, dass die Regierung die staatliche Unterstützung für die Kirche überdenken könnte, sollten die Anfeindungen nicht aufhören. Derzeit erhält die katholische Kirche in Spanien jährlich rund 153 Millionen Euro Zuschüsse aus der Kirchensteuer. Zudem unterstützt der Staat kirchliche Krankenhäuser, Privatschulen und Hilfsorganisationen mit fast vier Milliarden Euro im Jahr.

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Ricardo Blazquez, zeigte sich verwundert über die Kritik der Sozialisten. Die Kirche betreibe keine Wahlpropaganda, sondern erkläre lediglich, nach welchen christlich-moralischen Aspekten ihre Gläubigen wählen sollten. Sie orientierten sich dabei nicht an Wahlprogrammen, sondern an den moralischen Werten des Evangeliums.

Komplizierte Situation
Die Situation ist kompliziert. Die spanischen Parteien befinden sich im hitzigen Wahlkampf - und jedes Wort der Kirche wird auf die Goldwaage gelegt. Auf der anderen Seite befinden sich auch die Bischöfe in einer ähnlichen Situation. Am 3. März, nur sechs Tage vor den Parlamentswahlen, wird ein neuer Vorsitzender gewählt. Favorit ist der konservative Madrider Kardinal Antonio Maria Rouco Varela, der in der Vergangenheit schon mehrmals harte Kritik an der als kirchenfeindlich empfundenen Politik der Sozialisten äußerte.

Nicht alle Bischöfe allerdings, allen voran der gemäßigt-liberale Vorsitzende Blazquez, sind immer mit der Art des in der Bischofskonferenz einflussreichen Rouco einverstanden. Obwohl die Konferenz vorerst keine Kommentare mehr zum Thema abgeben möchte, um nicht noch mehr Öl ins heiße Wahlkampffeuer zu gießen, sind die Positionen verhärtet. So verhärtet, dass sich Zapatero lieber mit dem Nuntius als mit den Bischöfen direkt bespricht und um Vermittlung bittet.

Von KNA-Mitarbeiter Manuel Meyer