"In der katholischen Kirche in Deutschland ist in den letzten Jahren klar geworden, dass nur in einer inhaltlichen und strukturellen Erneuerung ein Weg gespurt werden kann, der die Kirche wieder glaubwürdig machen kann", sagte ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp am Freitag zum Auftakt der Herbstvollversammlung des Laien-Dachverbands.
Stetter-Karp würdigte die von den deutschen Bischöfen im November beschlossene kirchliche Arbeitsrechtsreform. Sie sieht unter anderem vor, dass Menschen, die bei der katholischen Kirche arbeiten und in zweiter Ehe oder in einer homosexuellen Partnerschaft leben, nicht mehr mit einer Kündigung rechnen müssen. "Dass die persönliche Lebensführung von Mitarbeitenden künftig Privatsache ist, ist ein längst überfälliger Paradigmenwechsel", betonte die ZdK-Präsidentin.
Offene Fragen
Mehrere Fragen seien aber noch nicht zufriedenstellend gelöst, etwa die Folgen eines Kirchenaustritts und die Tatsache, dass Transmenschen nicht benannt worden seien.
Stetter-Karp rief dazu auf, solche Fragen auch über den laufenden Reformdialog "Synodaler Weg" der katholischen Kirche in Deutschland hinaus kritisch zu begleiten. Mit Bezug auf den Rom-Besuch der deutschen Bischöfe im November räumte Stetter-Karp ein, dass es im Vatikan und in Deutschland unterschiedlich intensive Erkenntnisse darüber gebe, "wie sehr der Missbrauchsskandal einen Synodalen Weg aus der Krise verlangt".
Missbrauchsaufarbeitung
Stetter-Karp nannte am Freitag im Deutschlandfunk den Vorwurf, die Missbrauchsfälle würden für die Reformdebatte instrumentalisiert, sehr befremdlich. "Das ist schon ein starkes Stück", so die ZdK-Präsidentin wörtlich. Die Schmerzensgeldklage eines Betroffenen in Köln wertete Stetter-Karp als einen Einschnitt. Sollte es in diesem Verfahren tatsächlich zu Entschädigungen in sechsstelliger Höhe kommen, wäre dies sicher eine Erschütterung "der besonderen Art".
Grundsätzlich sprach sich die Präsidentin des höchsten repräsentativen Gremiums der katholischen Laien in Deutschland für ein stärkeres Eingreifen des Staates bei der Aufarbeitung von Missbrauch aus. Die Deutsche Bischofskonferenz habe Schritte in die richtige Richtung gemacht, aber immer noch fehle es in den 27 Bistümern an einheitlichen Standards. Um dies zu garantieren, seien gesetzliche Regelungen vonnöten. - Derzeit tagt die Vollversammlung des ZdK in Berlin. Das Treffen endet am Samstag.
Der Dachverband der katholischen Laien berät noch bis Samstag, unter anderem über Folgen der Klima- und Energiekrise sowie kirchliche Reformthemen. Der halbjährlich tagenden Vollversammlung gehören rund 230 Mitglieder an.