Vor allem ginge es darum, "sich zu zentralen und entscheidenden ethischen Fragen mit der ganzen Wucht ihres Amtes zu äußern", schrieb er in einem Gastbeitrag für die "Zeit"-Beilage "Christ & Welt".
Katholische Stimme "unverzichtbar"
Es gebe immer wieder politische Entscheidungssituationen, in denen Kernfragen von Krieg und Frieden, des Lebensschutzes, von Solidarität, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit berührt sind, fügte Vesper hinzu. "Hier ist ihre Stimme wichtig und unverzichtbar. Sie kann segensreich wirken, gerade weil sie ohne auf die nächsten Wahlen zu schauen das Gemeinwohl oder die Rechte der Nachkommen, der Schwachen, der Ungeborenen, der Armen artikulieren und verteidigen kann."
Vesper schränkte allerdings ein, die Bischöfe sollten sich in manchen Themenfeldern weniger äußern: "Sie sollten in manchen politischen Sachfragen weniger kleinteilig und fast schon fachspezifisch sprechen, erst recht, wenn ihre Stellungnahmen de facto von Fachleuten aus dem Laienstand, Professorinnen und Professoren aus Wissenschaft, Recht, Wirtschaft, Bildung, Politik et cetera erstellt wurden."
Generalsekretär kontert CSU-Meinung
Vesper verwies darauf, dass auch viele Laien politisch aktiv seien. "Wer sich in katholischen Verbänden oder Organisationen engagiert, wie sie sich im Zentralkomitee zusammenfinden, wird sich niemals die Stimme verbieten lassen, sondern nimmt, wie natürlich auch die Bischöfe, ein demokratisches Grundrecht in Anspruch, wenn er sich politisch positioniert. Er folgt der katholischen Soziallehre und ihren Sozialprinzipien", schrieb er. "Denn wo, wenn nicht im politischen Geschehen, im Bundestag, in den Landtagen, in Kommunalparlamenten, in Parteien und Fraktionen, in Bürgerinitiativen und Bewegungen braucht es aktive Christinnen und Christen, die sich aus ihrem Glauben heraus für das Gemeinwohl einsetzen."
Vesper reagierte damit auf einen Gastbeitrag von Bundestags-Vizepräsident Johannes Singhammer (CSU) in der vergangenen Woche in "Christ & Welt". Singhammer hatte darin von den Kirchen gefordert, sich bei politischen Fragen zurückzuhalten. Er sehe zum gegenwärtigen Zeitpunkt keinen wachsenden "Bedarf an politisierten Kirchen oder religiösen Parteien", so der CSU-Politiker.