domradio.de: Sie kennen Kardinal Woelki seit Jahren. Wie beurteilen Sie seine Arbeit in Berlin?
Glück: Er hat in eindrucksvoller Weise in Berlin Akzente gesetzt. Er hat vielleicht auch Lernprozesse in Berlin in einer ganz anderen Welt gemacht. So wie er sein Amt ausgeübt hat für die Menschen und gerade auch für jene Menschen, die nicht mit der Kirche in besonderer Weise verbunden sind, ist er ein glaubwürdiger Bischof und Repräsentant dieser Kirche.
domradio.de: Der Kardinal will mit den Laien intensiv ins Gespräch kommen. Er meinte sogar, ohne die Laien bräuchte es gar keine Bischöfe.
Glück: Das ist ganz im Sinne von dem, was Papst Franziskus sehr pointiert formuliert, wenn er sagt: Wir Geweihte sind für die Laien, für die Mitglieder der Kirche, für die Gläubigen da. Die kirchlichen Ämter sind kein Selbstzweck und die Kirche auch nicht. Wir können Glauben nicht weitergeben wie ein Vermögen. Wir können nur immer wieder aufs Neue in den unterschiedlichsten Lebenssituationen versuchen, glaubwürdig im eigenen Handeln zu sein. Kardinal Woelki deutet da ein Stück neues Miteinander an von Laien und Hirarchie.
domradio.de: Kommt denn nun der Katholikentag auch einmal nach Köln?
Glück: Köln ist immer ein guter Standort, ein Stadt mit viel Kraft. Neben allen Verdiensten gab es ja mit Woelkis Vorgänger Kardinal Meisner durchaus auch Reibung. Von daher gibt es eine Perspektive für die Laien hier in der Diözese im Sinne der Beteiligung und kleiner Schritte in Richtung einer mehr synodalen Kirche. Die hat es ja in der Kirchengeschichte lange Zeit gegeben hat und ist keine neue Erfingung.
domradio.de: Ist das eine neue Ära in der deutschen Amtskirche mit den Kardinälen Woelki und Marx und dem Passauer Bischof Oster?
Glück: Das wird sich erst später zeigen. Aber in den letzten vier oder fünf Jahren hat es in der katholischen Kirche Deutschlands einen deutlichen Veränderungsprozess gegeben, letztlich ausgelöst durch die Schockerlebnisse von 2010. Das Gesprächsklima ist offener geworden, das Miteinander wächst in einer guten Qualität, und Papst Franziskus ist für all dieses eine Lokomotive. Er ist ein Eisbrecher für angstfreie Kommunikation, das gibt neuen Schwung. Wir können auf unsere Kirche auch wieder stolz sein und werden nicht nur kritisch angesprochen.
Das Interview führte Tobias Fricke.