"Es gab kein Beispiel dafür, wie nun genau die Unterstützung von Pfarrgemeinden aussieht, in denen Missbrauchstäter ihr Unwesen trieben", erklärte Stetter-Karp am Donnerstag in Berlin.
Es fehlten insgesamt konkrete Beispiele für Veränderungen hier und heute. Und: "Dass der Kardinal nach eigenen Worten in einem Jahr vor die Öffentlichkeit treten möchte, um zu erklären, was sich verändert hat, finde ich spät", so Stetter-Karp.
Enttäuscht sei sie auch darüber, dass der Kardinal auch eine Woche nach der Veröffentlichung des Missbrauchsgutachtens kein klares Wort zur "Causa Benedikt" finde.
Marx stelle sich noch immer vor den emeritierten Papst, obwohl dieser die Unwahrheit gesagt habe. Bei Betroffenen von sexueller Gewalt in der Kirche werde es einen schalen Nachgeschmack hinterlassen, dass Marx sich um ein Bayern ohne Christentum sorge. "Wenn der Kardinal sagt, die Kirche könne ihren Platz nicht räumen, weil Bayern christlich bleiben müsse, ist die Perspektive der Opfer des Missbrauchs nach hinten gerückt", so die Präsidentin.
Hoffnung auf Synodalversammlung
Zugleich würdigte sie, dass im Erzbistum München und Freising im vergangenen Jahr ein Betroffenenbeirat und eine Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals eingerichtet wurde. Ebenso sei es gut, dass seit dem 20. Januar eine Anlaufstelle für Betroffenen von sexuellem Missbrauch existiere. Jedoch sei damit die Verantwortungsübernahme nicht zu Ende.
Sie hoffe, "dass wir bei der anstehenden Synodalversammlung Anfang Februar in Frankfurt einen Kardinal Marx erleben, der die Reform der Kirche, die er für notwendig hält, mit Unterstützung der Beschlussvorlagen befördert und dass er bereit ist, die notwendigen Mehrheiten mit persönlichem Einsatz mit zu organisieren".