Ein verzweifelter Julius Caesar, nicht weniger desperate Legionäre und Wildschweine, rauflustige Gallier, Zaubertrank, Hinkelsteine, schiffbrüchige Piraten - bei Millionen Kindern wie Erwachsenen wecken diese Worte klare Assoziationen an Asterix. Sätze wie "Die spinnen, die Römer" sind geflügelte Worte geworden. Albert Uderzo, der Mann, der das Asterix-Universum mit erfunden und 50 Jahre lang gezeichnet hat, wird an diesem Dienstag 90 Jahre alt.
Der 1927 in Fismes bei Reims geborene Sohn italienischer Einwanderer malte schon als Jugendlicher gern und gut, entschied sich jedoch zunächst für eine solide Schreinerlehre. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg startete Uderzo dann seine Laufbahn als Comiczeichner. Mit Figuren wie Belloy, dem Ritter ohne Rüstung, machte er auf sich aufmerksam. Doch erst die Begegnung mit Autor Rene Goscinny machte 1952 aus dem virtuosen Zeichner und dem wortgewaltigen Texter ein kongeniales Team.
Suche nach einem gutem Comic-Stoff
Zusammen setzten sie erste Duftmarken mit Gestalten wie dem Indianer Umpah-Pah oder dem Detektiv Luc Junior. 1959 wirkten Uderzo und Goscinny an der Entwicklung der neuen Jugendzeitung "Pilote" mit. Dafür wollten sie zunächst eine Comicserie über die mittelalterliche Figur Reineke Fuchs zeichnen, doch ein Kollege saß bereits an einer ähnlichen Geschichte.
So suchte das Duo weiter nach einem guten Stoff - und wurde bei den Urfranzosen fündig, wie der Historiker Jörg Fündling schreibt. Man dachte sich: "Genug komisches Potenzial für eine längere Geschichte hatte die Sache hoffentlich. Und so wurde es beschlossen", schreibt Fündling. Der Gallier Asterix und sein beleibter Freund Obelix, der erst in der zweiten Story eine Hauptrolle bekommen sollte, wurden ein riesiger Erfolg - und ihre Schöpfer wurden zu Stars.
Nicht nur in Frankreich, sondern vor allem auch in Deutschland ist Asterix nach wie vor enorm populär. Dabei waren die ersten Begegnungen zwischen beiden Nationen wenig schmeichelhaft. Im frühen Band "Asterix und die Goten" aus dem Jahr 1963 werden die Vorfahren der Deutschen als kriegslüsternes Volk gezeichnet, alte französische Klischees finden ihre Entsprechung. "Wir haben uns auf unsere Kenntnis aus Büchern gestützt, und unser Bild war noch durch die Kriegszeit geprägt", verriet Uderzo 2012. "Wir wollten nie Rache nehmen, sondern wir haben die Deutschen damals auf lustige Weise gezeigt - die Deutschen, ich spreche nicht von den Nazis."
Helden auf weiten Reisen
1977, als der 24. Band "Asterix bei den Belgiern" kurz vor der Veröffentlichung stand, starb Goscinny im Alter von nur 51 Jahren. Uderzo entschied sich, fortan allein weiterzumachen. Seine Helden zogen weiter hinaus als je zuvor, bis ins Morgenland und auf die Insel Atlantis. Schließlich wurde das kleine Dorf gar von Außerirdischen heimgesucht - für viele Fans ein Tiefpunkt der Reihe.
Trotz immer exotischerer Kulissen ließ sich nicht leugnen, dass die genialen Einfälle Goscinnys fehlten. Dennoch: Das knappe Dutzend weiterer Abenteuer verkaufte sich reißend, Asterix blieb ein Millionengeschäft. Doch der Erfolg führte 2009 zu einem öffentlichen Zerwürfnis mit Tochter Sylvie.
Nachfolge-Duo an der Feder
Während die Fans lange darüber rätselten, ob Asterix auch nach dem Tod seines Schöpfers weiterleben würde, fochten Albert und Sylvie einen harten Kampf um das Erbe des Vaters aus, den sie erst Jahre später beilegten. Mit 84 Jahren entschied der Altmeister dann, sich zurückzuziehen. Er bewies einen guten Riecher und setzte auf ein Nachfolge-Duo. Die Alben "Asterix bei den Pikten" und "Der Papyrus des Caesar" von Autor Jean-Yves Ferri und Zeichner Didier Conrad kamen bei Kritikern wie Fans gut an.
Im Oktober wird bereits der dritte Band aus ihrer Feder, insgesamt das 37. Abenteuer der Asterix-Reihe erscheinen. Uderzo schenkt dem Duo nach eigenen Worten mittlerweile volles Vertrauen, er nimmt nur noch im Hintergrund Einfluss auf die Geschichten. So weiß der Zeichner sein Erbe auch im zehnten Lebensjahrzehnt in guten Händen.