Egoismen und Eigennutz haben aus der Schöpfung, die ein Ort der Begegnung und des Miteinanderteilens sein sollte, einen Schauplatz von Rivalitäten und Auseinandersetzungen gemacht. So ist die Umwelt selbst in Gefahr geraten. Das, was in den Augen Gottes gut war, wurde zu einer in den Händen des Menschen nutzbaren Sache. Die Umweltschäden haben sich in den letzten Jahrzehnten vermehrt: Die beständige Verschmutzung, der unaufhörliche Gebrauch von fossilen Brennstoffen, die intensive landwirtschaftliche Nutzung, die Gewohnheit der Abholzung der Wälder erhöhen die Globaltemperatur bis zur Alarmstufe. Die Zunahme an Intensität und Häufigkeit extremer meteorologischer Phänomene und die Wüstenbildung stellen die Verwundbarsten unter uns auf eine harte Probe. Das Schmelzen der Gletscher, die Wasserknappheit, die Vernachlässigung der Wasserreservoire und das beträchtliche Auftreten von Plastik und Mikroplastik in den Ozeanen sind ebenso besorgniserregende Tatsachen, welche die Dringlichkeit eines nicht weiter aufzuschiebenden Einschreitens bekräftigen. Wir haben eine klimatische Notlage geschaffen, welche die Natur und das Leben, auch unser eigenes, stark bedroht.
An der Wurzel steht das Vergessen dessen, was wir sind: Geschöpfe nach dem Bild Gottes (vgl. Genesis 1,27), die dazu berufen sind, als Brüder und Schwestern das gleiche gemeinsame Haus zu bewohnen. Wir sind nicht dazu geschaffen, um Einzelwesen zu sein, die sich als Herren aufspielen, sondern wir sind gedacht und gewollt, um inmitten eines Lebensnetzes zu wirken, das aus Millionen von Arten besteht, die von unserem Schöpfer für uns liebevoll zusammengefügt sind. Die Stunde ist gekommen, unsere Berufung als Kinder Gottes, als Geschwister untereinander und als Hüter der Schöpfung wiederzuentdecken. Es ist Zeit zu bereuen und sich zu bekehren, zu den Wurzeln zurückzukehren: Wir sind die Lieblingsgeschöpfe Gottes.
Er ruft uns in seiner Güte, das Leben zu lieben und es in Gemeinschaft sowie verbunden mit der Schöpfung zu leben.
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Dies ist die Zeit, um über unsere Lebensstile nachzudenken und darüber, wie unsere täglichen Entscheidungen, was Speisen, Konsum, Fahrten, Wasser- und Energieverbrauch sowie die Nutzung von vielen materiellen Gütern betrifft, oft unbesonnen und schädlich sind. Wir sind zu viele, die sich als Herren der Schöpfung aufspielen.
Entscheiden wir uns zur Veränderung, zur Annahme von einfacheren und respektvolleren Lebensstilen! Es ist Zeit, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aufzugeben und schnell und entschieden Übergänge zu Formen sauberer Energiegewinnung und nachhaltiger Kreislaufwirtschaft zu schaffen. Und vergessen wir nicht auf die indigenen Bevölkerungen zu hören, deren jahrhundertealte Weisheit uns lehren kann, unser Verhältnis zur Umwelt besser zu leben.
Dies ist die Zeit, um prophetische Handlungen zu unternehmen. Viele junge Menschen erheben ihre Stimme auf der ganzen Welt und fordern mutige Entscheidungen. Sie sind von vielen unerfüllten Versprechen und von Verpflichtungen, die wegen einseitiger Interessen und Vorteile vernachlässigt wurden, enttäuscht. Die jungen Menschen erinnern uns daran, dass die Erde nicht ein Gut ist, das man verschleudern kann, sondern ein Erbe, das weiterzugeben ist. Sie erinnern daran, dass die Hoffnung auf das Morgen nicht ein schönes Gefühl ist, sondern eine Aufgabe, die heute konkrete Handlungen erfordert. Ihnen schulden wir echte Antworten, nicht leere Worte: Fakten und keine Illusionen.
Unsere Gebete und unsere Appelle sind vor allem darauf gerichtet, die politischen und gesellschaftlichen Verantwortlichen zu sensibilisieren. Ich denke dabei besonders an die Regierungen, die in den nächsten Monaten zusammenkommen, um entscheidende Verpflichtungen zu erneuern, damit unser Planet auf das Leben hin und nicht auf eine Begegnung mit dem Tod zugeht.