Zeitung: Nur 1.000 Stellen am Weltbild-Stammsitz bleiben übrig

Kahlschlag in Augsburg?

Am Stammsitz der insolventen Verlagsgruppe Weltbild in Augsburg werden nach einem bisher unbestätigten Zeitungsbericht viele hundert Mitarbeiter ihre Jobs verlieren. Hoffnung macht die allgemeine Arbeitsplatzsituation im Logistik-Bereich.

 (DR)

Laut "Augsburger Allgemeinen" (Mittwoch) plant Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz, dass von den rechnerisch 1.600 Vollzeitstellen nur rund 1.000 übrig bleiben. Die Chancen für eine Anschlussbeschäftigung seien aber in der Region Augsburg vor allem im Logistik-Bereich sehr gut. Hier gebe es Hunderte offene Stellen.

Die katholische Kirche als bisheriger Eigentümer werde dafür sorgen, dass der Einkommensverlust der bisherigen Mitarbeiter nicht zu hoch ausfalle, schreibt das Blatt. Durch einen Wechsel in eine Transfergesellschaft würden sich zugleich deren Chancen auf einen neuen Arbeitgeber erhöhen. Bei Transfergesellschaften übernimmt die Arbeitsagentur für bis zu zwölf Monate zwischen 60 und 67 Prozent des Netto-Gehalts. Bei vergleichbaren Pleiten wie etwa der des Druckmaschinenherstellers Manroland füllten die Altgesellschafter dieses Becken auf.

Getrennte Sanierung des Filialgeschäfts

Bei der Betriebsversammlung am Donnerstag werde der Insolvenzverwalter keinen Investor präsentieren, so die Zeitung. Mit kirchlicher Unterstützung in Form eines zweistelligen Millionenbetrags werde Geiwitz den Verlag zunächst in Eigenregie weiterführen, bis dieser wieder Gewinne mache. Das Filialgeschäft werde davon getrennt saniert. Der Insolvenzverwalter habe vier bis fünf Interessenten für eine Komplettübernahme an der Hand und verhandle einstweilen mit Bietern für Teile des Konzerns nicht weiter.

Der Kaufpreis dürfte bei 50 bis 70 Millionen Euro liegen, schreibt das in Hamburg erscheinende "manager magazin" unter Berufung auf Branchenkreise. Geiwitz wolle in seinem mit der Unternehmensberatung Roland Berger ausgearbeiteten Fortführungskonzept am Onlinehandel, den Filialen und dem Kataloggeschäft festhalten.

An einer Übernahme interessiert seien die Stuttgarter Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck, aber auch mehrere Finanzinvestoren. Zwei nur an Teilen von Weltbild interessierte "potente Geldgeber" seien dagegen ausgestiegen. Nach dem Kölner Verlag Bastei Lübbe wolle auch der Mehrheitseigner des Weltbild-Rivalen Thalia, die US-Firma Advent, nicht mehr mitbieten.

Schon 25 Millionen Euro geflossen

Holtzbrinck ist für die Augsburger ein vertrauter Geschäftspartner aus der Zeit des gemeinsamen Engagements bei der Onlinehandelsplattform bücher.de. Noch vor Weihnachten allerdings hatte Weltbild die Holtzbrinck-Anteile an bücher.de übernommen.

Weltbild gehört noch zwölf katholischen Bistümern, dem Verband der Diözesen Deutschlands und der Katholischen Soldatenseelsorge Berlin. Nach der Insolvenzanmeldung am 10. Januar wird nach neuen Eigentümern gesucht. Die bisherigen Gesellschafter haben "bis zu 65 Millionen Euro" als "abschließenden Betrag" zur Abfederung der Pleite zugesagt. 25 Millionen Euro sind bereits in Form von Krediten geflossen.

 


Quelle:
KNA