Laut eines Berichts der britschen Zeitung "Times" wollen die radikalen Islamisten, die den Ordensmann im Juli 2013 in Rakka entführt hatten, ihn als Tauschobjekt bei Verhandlungen mit kurdisch-arabischen, von den USA unterstützten Kräften nutzen.
Der Zeitung zufolge verhandelt die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) auch über die Freilassung des 2012 entführten britischen Fotografen John Cantlie und einer Krankenschwester des Roten Kreuzes aus Neuseeland.
Verschleppter setzte sich für Oppositon ein
Der 1954 in Rom geborene Dall'Oglio war vor seiner Entführung ein Grenzgänger zwischen Christentum und Islam. Das von ihm wiederbelebte Kloster Deir Mar Musa in den Bergen nördlich von Damaskus galt dem interreligiösen Dialog. Der Jesuit setzte sich offen für die Kräfte der Opposition ein.
2012 verließ er Syrien zunächst auf Wunsch von Kirche und syrischer Regierung. Im Sommer 2013 versuchte er auf eigene Faust, verschleppte Geiseln aus Rakka zu befreien, wurde aber im Juli selbst entführt. Seither fehlt von ihm jede Spur.
Papst empfing die Familie des Jesuiten
2017 sagte ein marokkanisches Mitglied der Terrorgruppe "Islamischer Staat" der in London erscheinenden saudischen Zeitung "Asharq Al-Awsat", Dall'Oglio sei schon wenige Tage nach seiner Entführung ermordet worden. Beweise dafür gab es jedoch nicht.
Papst Franziskus hatte sich in der Vergangenheit mehrfach für Dall'Oglios Freilassung eingesetzt. Erst vergangene Woche empfing er die Familie des Jesuiten. Das private Treffen sei ein "Zeichen der Verbundenheit und Nähe des Papstes" gegenüber der Familie, teilte der Vatikan im Anschluss mit.
Zu den Medienberichten über Dall'Oglio hat sich der Vatikan ebenfalls geäußert. "Wir beten weiter dafür, dass Pater Dall'Oglio lebt", sagte der kommissarische Vatikansprecher Alessandro Gisotti (Donnerstag) zu Journalisten. Auf den Bericht in der "Times" ging der Vatikansprecher nicht näher ein.
Er stehe aber in Kontakt mit dem Vatikanbotschafter in Syrien, Kardinal Mario Zenari, so Gisotti. Der päpstliche Nuntius in Damaskus hatte der italienischen Agentur "Askanews" gesagt, im Fall Dall'Oglio sei "nichts auszuschließen"; man müsse abwarten.