Zentralkomitee der Katholiken tagt im Schatten von Limburg

In die Pflicht genommen

Alois Glück ist erneut zum Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) gewählt worden. Er wurde am Freitag bei der ZdK-Herbstvollversammlung des obersten katholischen Laiengremiums mit überwältigender Mehrheit für eine zweite Amtszeit bestätigt.

Autor/in:
Christoph Arens
Alois Glück (ZdK)
Alois Glück / ( ZdK )

Zum Wahlergebnis gab es Standing Ovations. Mit 177 von 182 Stimmen hat die Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) am Freitag in Bonn ihren Präsidenten Alois Glück bestätigt. Ein Resultat, das an längst untergegangene Zentralkomitees erinnert.

Honoriert haben die Delegierten damit nicht nur, dass sich der Oberbayer trotz seiner 73 Jahre noch einmal in die Pflicht nehmen ließ, um den Katholikentag 2014 in Regensburg und den 2015 zu Ende gehenden Dialogprozess in der Kirche abzuschließen.

Honoriert wurde auch Glücks nachdenkliche, aber zielstrebige Amtsführung in Zeiten "großer innerkirchlicher Dynamik", wie er es selbst mit Understatement beschrieb. Ende 2009 zum ZdK-Präsidenten gewählt, war er bald mit den Folgen des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche konfrontiert. Ähnliche Erschütterungen brachten in diesem Jahr die Limburger Ereignisse.

Der langjährige bayerische Landtagspräsident vergleicht die Prozesse in der Kirche gern mit seinen Erfahrungen in Politik und Wirtschaft.

Aus dieser Perspektive macht der Konflikt im Bistum Limburg nur deutlich, was grundsätzlich in der Kirche nicht stimmt: Mangel an Transparenz und Kontrolle; Personalauswahl und Personalführung lassen zu wünschen übrig. Es geht um die Auswahlverfahren von Bischöfen ebenso wie ein überhöhtes Priesterbild und den Umgang mit den Laien und ihren Gremien.

"Die Kirchen haben enorm an Macht in der Gesellschaft und Einfluss auf die Lebensgestaltung der Menschen verloren", sagte der 73-Jährige in seinem Lagebericht. Für Glück steht fest, dass vieles, was den Kirchen seit den 50er Jahren in der Bundesrepublik an Gestaltungsmöglichkeiten und Einfluss zuwuchs, nicht mehr haltbar ist. "Wir stehen vor der Alternative, ob wir den absehbaren Wandel aktiv gestalten oder ob wir ihn mit viel Selbstmitleid lediglich erleidend hinnehmen wollen", betont er.

Etwa beim Symbolthema Staatsleistungen: Für viele Bundesbürger sind die Zahlungen von 460 Millionen Euro jährlich, die die Kirchen vom Staat als Ausgleich für Enteignungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts erhalten, nicht mehr vermittelbar. Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) appellierte daher am Freitag als ZdK-Mitglied an die Kirchen, sie müssten von sich aus Vorschläge zur Umwandlung dieser Zahlungen vorlegen. "Wir dürfen nicht warten, bis den Kirchen eine Lösung abgetrotzt wird."

Auch der Unternehmensberater Thomas von Mitschke-Collande legte den Kirchen den Verzicht auf die Staatsleistungen nahe. Daran sollten sie allerdings die Bedingung knüpfen, dass diese Gelder nicht in den staatlichen Haushalten verschwinden. Vielmehr sollten sie in Fonds fließen, aus denen Menschen in Notlagen unbürokratisch geholfen werden könnte.

Glück zeigte sich grundsätzlich aufgeschlossen für den Vorschlag, forderte jedoch ein Gesamtkonzept für die Kirchenfinanzen. Ein schneller Verzicht auf Staatsleistungen bringe zwar kurzfristig ein gutes Image. Die Wirkung würde jedoch verpuffen, wenn sich nicht insgesamt etwas am Finanzgebaren ändere.

Eine Einzelfrage, die viel mit historischem Ballast zu tun hat. Eine Frage, die die Katholiken in Ostdeutschland gar nicht mehr beschäftigt. Das machte eine Delegation aus dem Bistum Dresden-Meißen den Mitgliedern der Vollversammlung klar: Zusammen mit Bischof Heiner Koch überbrachten der Pfarrer an der Leipziger Propsteikirche, Gregor Giele, und der Leipziger Polizeipräsident Bernd Merbitz, die Einladung zum 100. Deutschen Katholikentag in der Messestadt im Jahr 2016.

Koch beschrieb Leipzig als Stadt, in der 80 Prozent der Bevölkerung keiner Konfession angehören und der Glaube in manchen Familien seit Generationen keine Rolle mehr spielt - ein anderer historischer Ballast. Und doch präsentierte sich die Delegation sehr

zuversichtlich: Koch sprach von einer "aufblühenden Kirche"; vor allem junge Menschen ließen sich taufen, betonte er. Die Christen müssten neu lernen, für ihre Überzeugung zu werben. Dass das Erfolg haben kann, beschrieb der Polizeipräsident mit eindrucksvollen Worten. Er selbst habe als früheres atheistisches SED-Mitglied in der Kirche Heimat gefunden.

 


Quelle:
KNA