Zentralratspräsident: Kein Generalverdacht gegen Flüchtlinge

"Früh mit der Integration beginnen"

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat davor gewarnt, nach dem Attentat in Würzburg alle Flüchtlinge oder Muslime unter Generalverdacht zu stellen. Er äußerte sich in der "Jüdischen Allgemeinen" (Donnerstag).

Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland / © Horst Ossinger (dpa)
Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland / © Horst Ossinger ( dpa )

"Die Tat führt uns vor Augen, wie wichtig es ist, sehr früh mit der Integration zu beginnen, um einer drohenden Radikalisierung entgegenzuwirken", sagte Schuster. Einzeltaten könnten damit nicht verhindert werden, aber es könne die Zahl derer verringert werden, die für radikale Ideen empfänglich würden. "Das gilt im Übrigen auch für Menschen, die schon lange in Deutschland leben oder Deutsche sind."

Der Zentralratspräsident rief auch die Politik zur Besonnenheit auf. "Vorschnelle Urteile und unbedachte Äußerungen, die dann auch noch über Twitter verbreitet werden, helfen niemandem weiter", sagte Schuster. Außerdem forderte er mehr politische Initiativen, die Radikalismus und Extremismus entgegenwirkten. "Dafür sollte der Staat noch mehr Geld in die Hand nehmen." Er befürchte zudem, dass AfD, Pegida und andere die Tat nutzten, um noch mehr Hass gegen Flüchtlinge zu schüren.

Deutschland werde angesichts der Bedrohung durch den Terror umdenken müssen, so Schuster weiter. In Israel würden Menschen vor dem Besuch öffentlicher Einrichtungen überprüft. Jeder Israeli reagiere sofort, wenn er irgendwo ein herrenloses Gepäckstück sehe. "Ich vermute, dass wir uns in Deutschland und auch in anderen europäischen Ländern in eine ähnliche Richtung entwickeln werden."


Quelle:
KNA