"Mosambik und Malawi gehören zu den Staaten, die am wenigsten für den Klimawandel verantwortlich sind. Trotzdem bekommen sie die volle Kraft der Stürme ab, die wegen der Erderwärmung zunehmen", sagte Amnesty-Regionalvertreter Tigere Chagutah am Dienstag. Er sieht Industriestaaten als Hauptverursacher von Emissionen in der Verantwortung.
Wirbelsturm "Freddy" könnte Berichten zufolge als der am längsten anhaltende Wirbelsturm in die Geschichte eingehen. Seit Mitte Februar verwüstet der Zyklon Teile von Mauritius, Madagaskar, Mosambik und Malawi. Großen Schaden richtete er an, als er am Wochenende erneut auf Afrikas Südostküste traf. Nach örtlichen Medien starben bisher mehr als 100 Menschen, viele davon in der malawischen Stadt Blantyre.
Amnesty ruft zur schnellen Hilfe auf
Laut Amnesty verursachte "Freddy" auch Starkregen und Erdrutsche in Malawi und Mosambik; Häuser, Telefon- und Stromleitungen seien zerstört worden. Die Organisation rief die internationale Gemeinschaft und die Südafrikanische Entwicklungsgemeinschaft (SADC) zu schneller Hilfe auf.
Auch Ärzte ohne Grenzen verwies darauf, dass die Klimakrise tropische Wirbelstürme verstärke. Insbesondere im Süden Malawis habe der Zyklon "verheerende Zerstörungen" mit Toten und Verletzten verursacht.
In Malawi wurde der Katastrophenzustand ausgerufen
Heftige Regenfälle und starker Wind hätten Straßen, Gebäude und Stromleitungen zerstört. Am stärksten seien die Distrikte Blantyre, Chikwawa, Chiradzulu, Mulanje, Mwanza, Neno, Nsanje, Thyolo, Phalombe und Zomba betroffen, teilte Ärzte ohne Grenzen am Dienstag in Berlin mit. Malawis Präsident habe den Katastrophenzustand ausgerufen.
"Die Lage ist sehr ernst", erklärte Guilherme Botelho, Notfallkoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Blantyre. "Es gibt viele Verletzte, Vermisste und Tote, und die Opferzahlen werden in den nächsten Tagen noch steigen." Das Queen-Elizabeth-Krankenhaus in Blantyre sei mit dem Zustrom von Verletzten aus verschiedenen Gebieten überfordert. Allein von dort seien bisher 220 Tote, darunter viele Kinder, gemeldet worden. Ein Team von Ärzte ohne Grenzen unterstütze das Krankenhaus medizinisch und logistisch. Ebenso werde mit medizinischem Material und bei Bedarf auch mit Lebensmitteln geholfen.
Erneuter Cholera-Ausbruch wahrscheinlich
Weiter warnt die Organisation vor der Gefahr eines erneuten Cholera-Ausbruchs, der nach wie vor groß sei. Malawi habe nach dem Tropensturm Ana im vergangenen Jahr den größten Ausbruch in der Geschichte des Landes erlebt. "Wir haben die Cholera-Behandlungszentren in die Nähe des Krankenhauses verlegt, um die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten", erklärte Notfallkoordinator Botelho. "Der Regen hat noch nicht aufgehört, und es gibt viele Schäden, die uns in vielerlei Hinsicht Sorgen bereiten." Ein weiterer Anstieg der Cholerafälle sei eine der Befürchtungen nach dem Sturm, zumal die Impfrate in Blantyre sehr niedrig sei, warnte Botelho.