DOMRADIO.DE: Sie haben sich mit der Koordination des Klosterneubaus beschäftigt. Vor dem Klosterneubau musste erst mal das Grundstück begutachtet und vorbereitet werden. Viele Freiwillige aus der Kirchengemeinde haben dabei mitgewirkt. Was ist schon alles geschafft?
Pater Kilian Müller (Subprior und Ökonom des Zisterzienserpriorates Neuzelle): Wir haben eigentlich einen "Lost Place" übernommen. Der Ort war 15 Jahre lang völlig verwahrlost. Es haben leider viele Leute auch Müll dort abgeladen. Ich glaube, insgesamt kamen an die 40 Tonnen wilder Müll zusammen. Außerdem mussten wir erstmal die Gebäude freischneiden und inzwischen sind auch alle Gebäude abgerissen worden.
Wir haben eine Art von Gemeinschaft mit vielen Leuten erlebt, nicht nur aus der Kirchengemeinde hier, sondern auch mit vielen anderen Leuten aus der Region.
Brandenburg ist ja kein katholisches Kernland, hier sind nur etwa 2-3 Prozent der Menschen katholisch. Es war schön, dass man mit so einem Projekt erleben konnte und kann, wie Gemeinschaft weit über kirchliche oder konfessionelle Grenzen hinaus entsteht.
DOMRADIO.DE: Sind Sie denn im Zeitplan?
Müller: Wir sind einigermaßen im Zeitplan, vor allem im Zeitplan Gottes. Der ist vielleicht manchmal ein bisschen anders als unserer. Das Schöne an dem Gelände ist, dass es zum einen schon mal unserem Orden gehört hat. Bis zur Aufhebung der historischen Abtei 1817 gehörte das zu den Stiftungsgründen dieses Zisterzienserklosters Neuzelle, sodass wir auch ein bisschen Heimkehr feiern.
Dazwischen gab es eine eher düstere Nutzung. Ab 1977 hat das Ministerium für Staatssicherheit, sprich die Stasi, dieses Gelände sehr stark verändert, hat sehr viel gebaut. Diese Hinterlassenschaften haben wir nach den freiwilligen Arbeitseinsätzen in den letzten anderthalb Jahren von Profis entfernen und abreißen lassen.
So soll dieser Ort, der abgegrenzt war und einem exklusiven Kreis der Stasi vorbehalten war, zu einem Ort werden, an dem Leute willkommen sind. Ganz im Sinne Jesu: "Kommt und seht!" Man soll hier erleben können, was ein Kloster ist, was Gotteslob ist. Das gilt gerade auch für Leute, die nicht mit den Zisterziensern, mit dem klösterlichen oder kirchlichen Leben vertraut sind.
DOMRADIO.DE: Am Samstag gibt es ein "Dankeschön-Fest". Ist es für diejenigen, die in den vergangenen Monaten fleißig mitgearbeitet haben?
Müller: Ja, man kann sogar von Jahren sprechen. Wir sind 2018 in Neuzelle mit der Gründung des Priorats angetreten. Mit drei anderen Mitbrüdern war ich schon 2017 hier, um diesen Bau vorzubereiten. Denn auch wenn der Zeitplan Gottes vielleicht manchmal etwas langsamer läuft als unserer, ist es doch erstaunlich, dass innerhalb von gerade mal fünf Jahren so viel passiert ist. Dafür muss und will man einfach Danke sagen.
DOMRADIO.DE: Dafür wird es am Samstag dann auch noch eine Schlüsselübergabe geben. Es klingt aber nicht danach, als ob die Brüder einziehen könnten. Das Gebäude steht ja noch nicht.
Müller: Das ist richtig. Bis wir einziehen können und die ersten Glocken erklingen, wird sicherlich noch einige Zeit vergehen. Aber wir haben dieses Grundstück gekauft und sind offiziell Eigentümer. Das ist ein historisches Ereignis, denn nach über 200 Jahren sind die Zisterzienser damit wieder in Brandenburg ansässig. Darüber freuen wir uns sehr.
Die Schlüsselübergabe steht symbolisch dafür, dass wir jetzt Eigentümer sind und sich auch durch die Unterstützung von politischer Seite die Türen in Brandenburg für unseren Orden geöffnet haben.
DOMRADIO.DE: Was steht denn aktuell an Aufgaben an? Wann können die ersten Klostergäste begrüßt werden?
Müller: Auf dem Gelände des historischen Klosters in Neuzelle sind wir schon präsent. Die Gäste kommen in Pensionen oder Hotels unter, aber wir können hier auch schon Leute begrüßen. Im Moment steht die Fortführung der Bauleitplanung an. So ein verwahrlostes Gelände in einen Ort zu verwandeln, an dem es auch ein Baurecht für dieses besondere Projekt gibt, ist ein großer administrativer Aufwand.
Dazu kommt, dass für die plangebenden Behörden, von der Landesregierung über den Landkreis bis hin zum Amt Neuzelle, ein Klosterneubau auch nicht aus der Schublade gezaubert werden kann oder alltäglich auf dem Plan steht.
Das heißt, manches ist das erste Mal für alle Beteiligten. Da muss man auf besondere Umstände und Notwendigkeiten Rücksicht nehmen. Aber wir erleben auch da eine große Unterstützung und Hilfsbereitschaft. Auch über den kirchlichen oder christlichen Kreis hinaus erleben wir bei vielen Menschen Begeisterung, mit Herzblut an dem Projekt ohne Ablaufdatum mitzuarbeiten.
Das Interview führte Dagmar Peters.