Zölibatsdebatte: Thierse verteidigt Zollitsch und kritisiert Bischöfe

"Schauspiel hämischer Zerstrittenheit"

Der stellvertretende Bundestagspräsident Wolfgang Thierse hat die katholische Amtskirche scharf kritisiert. Das Verbot für Frauen, katholische Priesterinnen zu werden, nannte er "beschämend." Das Leben der Gemeinden werde inzwischen ganz wesentlich von Frauen getragen. In dieser Frage wünsche er sich von den Bischöfen "mehr Mut". Thierse äußerte sich außerdem zum Zölibatsstreit.

 (DR)

Die Angriffe einiger Bischöfe auf den neuen Chef der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, nannte er "schäbig".

Die Amtsträger dürften nicht "das Schauspiel hämischer Zerstrittenheit bieten", warnte Thierse, der dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken angehört, dem höchsten Laiengremium der katholischen Gläubigen, in der "Frankfurter Rundschau". Auch für katholische Bischöfe sollte "ein Stil der Menschlichkeit" und des "Anstands" gelten.

Zollitsch hatte mit seiner Äußerung, die Verbindung zwischen Priestertum und Ehelosigkeit sei theologisch nicht notwendig, den Protest einiger Oberhirten ausgelöst. Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller hatte gesagt, Zollitschs Äußerungen genügten theologischen Ansprüchen nicht. Thierse sagte dazu: "Das ist eine schäbige Begrüßung des neu gewählten Vorsitzenden durch einen anderen Bischof." Für eine Mehrheit der deutschen Katholiken sei der Pflichtzölibat "nicht mehr überzeugend".

Zugleich warnte Thierse aber vor einer gesellschaftlichen Beliebigkeit der katholischen Kirche. Thierse: "Die katholische Kirche verwirkt sich selbst, wenn sie dem Zeitgeist und gesellschaftlichen Pragmatismus nachläuft. Ohne Widerspruch aus Überzeugungstreue wird es nicht gehen."