Die katholische Kirche in Deutschland hat die Bundesregierung zur Aufnahme weiterer Flüchtlinge aufgerufen. Auch andere Staaten der Europäischen Union seien gefordert, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, der Nachrichtenagentur dpa. "Es geht um Menschen, die in großer Not sind", sagte der Freiburger Erzbischof. "Wir in Deutschland haben die Möglichkeit, ihnen zu helfen und mehr Flüchtlinge aufzunehmen. Und dann müssen wir das auch tun." Dafür müsse in der Bevölkerung stärker um Akzeptanz geworben werden.
"Ich halte es für sinnvoll, das deutsche Kontingent zu erhöhen, weiß aber auch, dass andere europäische Länder ihrerseits gefordert sind, Aufnahmebereitschaft zu zeigen", sagte Zollitsch. Nötig sei eine europaweite Regelung zur Aufnahme von Flüchtlingen.
Eine menschenwürdige Unterbringung der Menschen sei nicht überall gewährleistet. Jeder Migrant habe das Recht, dass sein Einzelfall geprüft werde. Dies gelte für Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien ebenso wie für Menschen, die etwa von Nordafrika über das Mittelmeer nach Europa kommen.
"Unsere Pflicht als Christen"
"Die Not der Menschen darf uns nicht unberührt lassen, wir dürfen nicht die Augen davor verschließen", sagte Zollitsch. Es gehe darum, Flüchtlinge zu integrieren und den in Deutschland lebenden Menschen die Angst zu nehmen. "Das gelingt zum Beispiel dadurch, dass Flüchtlinge nicht in Massenunterkünften untergebracht werden, sondern verteilt in kleinen Einheiten." Zudem sei ein größeres Engagement der Bürger gefragt. "Das ist unsere Pflicht als Gesellschaft - das ist auch unsere Pflicht als Christen."
Ein Ende der Flüchtlingswelle werde es vorerst nicht geben, sagte Zollitsch. "Solange in der Nachbarschaft Europas Bürgerkriege, extreme Armut und Menschenrechtsverletzungen das Bild bestimmen, müssen wir mit Flüchtlingen rechnen. Und es ist unsere Verantwortung, ihnen zu helfen." Deutschland sei ein Einwanderungsland, darauf müssten sich Politik und Gesellschaft einstellen. "Und wir sind angesichts des Geburtenrückgangs auch auf Zuwanderung angewiesen."