Mitglied in der katholischen Kirche sind 24,3 Millionen Menschen und damit 30,3 Prozent der Bundesbürger. Die katholische Kirche ist nach Einschätzung der Deutschen Bischofskonferenz trotz ihres Mitgliederrückgangs eine prägende Kraft der Gesellschaft. Sie sei "keine Randerscheinung", sondern stelle über 30 Prozent der Bevölkerung, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, der Tageszeitung "Die Welt" (Samstag). Er äußerte sich anlässlich der am Freitag erfolgten Veröffentlichung der Eckdaten der katholischen Kirche in Deutschland für 2012.
"Jeder Austritt ist schmerzlich"
Zollitsch äußerte sich "froh" darüber, dass die Zahl der Kirchenaustritte erneut gesunken ist. "Dennoch gilt:Jeder Austritt ist schmerzlich und einer zu viel", betonte der Freiburger Erzbischof zugleich. Den Rückgang etwa bei den Taufzahlen wertete er als "Aufgabe, das Handeln und die Sendung der Kirche in ihren Sakramenten zu erklären". Es sei jedoch ein gutes Zeichen, dass die Zahl der Trauungen zugenommen habe.
118.288 Katholiken verließen 2012 ihre Kirche, 8.200 weniger als 2011, teilte die Deutsche Bischofskonferenz am Freitag in Bonn mit. 2010 gab es unter dem Eindruck des Missbrauchsskandals 181.000 Kirchenaustritte. Aus den evangelischen Kirchen liegen noch keine Zahlen vor.
Mitglied in der katholischen Kirche waren 2012 rund 152.000 weniger Menschen als im Jahr zuvor (24,47 Millionen). Zeitgleich stieg aber der Anteil der Katholiken an der deutschen Bevölkerung von 29,9 Prozent auf 30,3 Prozent. Dieses Plus beruht auf der durch den Zensus nach unten korrigierten Einwohnerzahl in Deutschland.
Zuwächse durch Einwanderer
Für die insgesamt sinkende Katholikenzahl sind nicht allein die Kirchenaustritte verantwortlich. Vergleicht man Taufen und Beerdigungen, so ergibt sich ein weiteres Minus von 79.859 Katholiken. Zusammengerechnet mit den Austritten, ergibt sich also ein Verlust von rund 200.000 Kirchenmitgliedern. Dem stehen aber offenbar Zuwächse durch Einwanderer von rund 40.000 Personen entgegen. So verzeichnete allein das Erzbistum München und Freising eine Zuwanderung von 2.870 polnischen Katholiken. In anderen Regionen dürften Einwanderer aus Spanien oder Italien die Bilanz verbessern.
Wie aus den "Eckdaten des Kirchlichen Lebens" konkret hervorgeht, sank die Zahl der Kircheneintritte mit 3.083 nur leicht im Vergleich zum Vorjahr, in dem 3.217 Menschen in die katholische Kirche eingetreten waren. Etwa auf Vorjahresniveau blieben die Zahl der Wiederaufnahmen mit 7.193 und die Zahl der Bestattungen mit 247.500.
Einen leichten Anstieg gab es bei den Hochzeiten: 47.136 Paare traten 2012 vor den Traualtar, 1.100 mehr als im Vorjahr. Bei den Taufen verzeichnete die katholische Kirche im gleichen Zeitraum einen Rückgang von 169.600 auf 167.600. Laut Statistik besuchten noch 11,7 Prozent der Katholiken den Sonntagsgottesdienst; im Jahr zuvor waren es 12,3 Prozent gewesen.
In den 27 katholischen Diözesen und den 11.222 Gemeinden waren dabei 14.636 Priester in der Seelsorge tätig, darunter 2.164 Ordenspriester. Im Jahr zuvor waren es noch 14.847 Priester, darunter 2.200 Ordensgeistliche gewesen. Die Zahl der Ordenspriester insgesamt belief sich auf 3.148. Die Zahl der Ordensmänner liegt bei 4.513, die der Ordensfrauen bei 19.278. Ständige Diakone gab es 3.144 (plus 38).
Die Zahl der Laien im Pastoralen Dienst wächst währenddessen weiter leicht an: 2012 gab es 3.119 Pastoralreferenten (plus 5) und 4.479 Gemeindereferenten (plus 11).
Mehr Taufen und Firmungen im Erzbistum Köln
Ende 2012 lebten im Erzbistum Köln 2.069.152 Katholikinnen und Katholiken in den 546 (2011: 554) Pfarreien der unverändert 182 Seelsorgebereiche. Das geht aus der jetzt veröffentlichten Statistik für das mitgliederstärkste deutsche Bistum hervor. Demnach sind die Zahlen der Taufen und Firmungen mit 14.430 (2011: 14.392) bzw. 9.800 (9.331) leicht gestiegen. Im Berichtsjahr gingen zudem 16.801 (17.015) Kinder zur Erstkommunion. Die Zahl der kirchlichen Eheschließungen blieb mit 3.683 (3.688) nahezu gleich. Die Kirchenaustritte verringerten sich um 1.393 auf 10.547 (11.940), während die Eintritte von 299 auf 316 leicht zulegten.
Kirchenaustritte und Sterbeüberhang führten zu einer Verringerung der Katholikenzahl gegenüber dem Vorjahr von zusammen 11.504 Personen (2011: insgesamt 2.080.656 Katholiken). 845 (877) ausgetretene Personen wurden wieder aufgenommen. An den Zählsonntagen besuchten 206.015 (21.324) Gläubige die 1.475 (1.515) Gottesdienste, das entspricht einem Prozentsatz von 9,96 (10,35) Prozent. 20.199 (20.254) Verstorbene wurden kirchlich bestattet.