Zollitsch mahnt besseren Politikstil im Wahlkampf an

Der Versuchung widerstehen

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat einen besseren Politikstil angemahnt. Im Wettstreit um bessere Ideen sollten Politiker aufeinander hören und eine gemeinsame Vision für die Gesellschaft entwickeln, die über die Steigerung des Wohlstands hinausreiche, sagte er mit Blick auf kommende Landtags- und Bundestagswahlen. Er warnte davor, unliebsame Entscheidung auf die Zeit nach den Wahlen zu verschieben.

Erzbischof Zollitsch "Gegen Talkshow-Mentalität" (KNA)
Erzbischof Zollitsch "Gegen Talkshow-Mentalität" / ( KNA )

Die Menschen sehnten sich nach Solidarität, Gerechtigkeit, Frieden und ethischen Werten, so Zollitsch beim Jahresempfang des Katholischen Büros Niedersachsen am Mittwochabend in Hannover. Angesichts einer von Schlagworten und Worthülsen geprägten "Talkshow-Mentalität" müsse es in der Politik mehr Gelegenheiten aufmerksamen Hörens geben. Zugleich warnte er Politiker davor, unliebsame Entscheidungen auf die Zeit nach den Wahlen zu verschieben. "Gerade mitten in einem Wahlkampf ist die Versuchung hierzu groß." Doch die überwiegende Zahl der Bürger lasse sich mit Argumenten überzeugen und wünsche sich, dass Herausforderungen klar benannt würden.



Gute Rahmenbedingungen für Familien

Eine der vorrangigen gesellschaftlichen Aufgaben sei, gute Rahmenbedingungen für Familien zu schaffen. "Dort ist der erste und entscheidende Ort, wo die Kinder Werte und Tugenden erlernen wie Liebe, Treue, Vertrauen, Verantwortung, Rücksicht und Solidarität", sagte Zollitsch. Eltern dürften im Verhältnis zu Kinderlosen wirtschaftlich nicht stärker belastet werden. Der Erzbischof begrüßte Wahlmöglichkeiten zwischen unterschiedlichen Familienmodellen, so auch den Rechtsanspruch auf Kindertagesbetreuung. Zudem plädierte er für eine finanzielle Anschlussleistung an das Elterngeld.



Zum Krippenausbau sagte Zollitsch, die Bereitstellung von bundesweit 750.000 Krippenplätzen bedeute eine große Verantwortung für Länder, Kommunen sowie Einrichtungs-Träger, zu denen auch die katholische Kirche und ihre Caritas zählten. Bei den hohen Qualitätsanforderungen dürften um der Kinder willen keine Abstriche gemacht werden. Betreuung allein sei zu wenig, Kinder wollten "angenommen, geliebt, wertgeschätzt und auch altersgemäß gefördert und gefordert werden".