epd: Herr Erzbischof Zollitsch, welche Erwartungen verbinden Sie mit dem Treffen Tausender junger Christen in Straßburg?
Zollitsch: Es freut mich, dass in unserer Nachbarschaft so viele junge Menschen zusammen kommen, um miteinander zu singen und zu beten. Sie wollen bewusst den Wechsel in das neue Jahr gestalten und mit Jesus Christus in das neue Jahr gehen. Das ist für mich ein Hoffnungszeichen für unseren Kontinent und ich wünsche mir, dass diese Glaubenskraft auf viele Menschen ausstrahlt.
epd: Was bedeutet ein solches Christen-Treffen für die Grenzregion und das benachbarte Baden?
Zollitsch: Am Oberrhein leben wir schon lange ein intensives Miteinander. Deshalb war es von Anfang an klar, dass nicht nur Straßburg und das Elsass, sondern auch Baden bei diesem Glaubensfest mit involviert sein wird. Viele Jugendliche werden bei Familien in der Ortenau übernachten und den Funken der Begeisterung für den Glauben an Jesus Christus in unsere badischen Gemeinden tragen.
epd: Kann die Ökumene in Deutschland von dem Taizé-Treffen profitieren?
Zollitsch: Die Ökumene profitiert nicht nur von dem Treffen der Gemeinschaft von Taizé zum Jahreswechsel, sondern das ganze Jahr über. In großer Wertschätzung vor der jeweils anderen Konfession leben die Brüder von Taizé mit den Jugendlichen das Miteinander im Glauben. Zahlreiche Jugendgruppen, Firmanden oder Konfirmanden fahren jedes Jahr nach Taizé und erleben dort Ökumene aus dem Geist Jesu Christi. Das höre ich immer wieder aus Rückmeldungen von Priestern und Hauptamtlichen, das habe ich in Taizé selbst schon erlebt. Dafür bin ich sehr dankbar.
epd: Benötigt die Kirche neue Formen der Spiritualität und des Zusammenkommens, um junge Menschen für den Glauben zu begeistern?
Zollitsch: Sicher sind neue Formen der Spiritualität notwendig, um jungen Menschen heute die Schönheit des Glaubens aufzuschließen. Wir erleben dies etwa bei den Weltjugendtagen oder auch in Taizé. Es ist wichtig und gut, dass es da verschiedene Angebote gibt. Allerdings würde ich nicht das eine gegen das andere ausspielen. Ich erfahre genauso, wie etwa auch die klassische Form der Eucharistiefeier junge Menschen ansprechen kann. Dafür stehen allein in unserer Erzdiözese Freiburg etwa 40.000 Ministranten, die ihren Dienst voller Freude in großer Regelmäßigkeit in unseren Gottesdiensten leisten.
epd: Sie selbst werden am 30. Dezember beim Taizé-Treffen teilnehmen. Welche Bedeutung hat für Sie dieses Christen-Treffen?
Zollitsch: Es freut mich, dass ich den jungen Menschen ein Zeichen der Verbundenheit geben kann. Wir können erfahren: Im Glauben sind wir miteinander auf dem Weg und dürfen uns gegenseitig tragen und stützen. Das ist ein großes Geschenk. Dass dieses Treffen im Blick auf den Jahreswechsel stattfindet, lässt uns innehalten und dankbar auf das vergangene Jahr zurück blicken. Zugleich geht unsere Hoffnung auf das Neue Jahr, für das wir um den Segen Gottes bitten. Ein Zeichen auch nach außen: Die Tage plätschern nicht einfach vor sich hin, sie erhalten Struktur, wir sind in Gottes Händen gehalten. Im Blick auf die Stadt Straßburg mit dem Europaparlament ist dies zugleich auch eine Aussage für unseren Kontinent und die Politiker. Die Werte der Solidarität und Nächstenliebe, der Gerechtigkeit und der Schutz des Lebens sind und bleiben wichtig.
domradio.de überträgt live ab dem 28. Dezember 2013 die Taizé-Abendgebete aus Straßburg.