Zollitsch warnt vor Auseinanderdriften der Gesellschaft

Einfach mehr miteinander sprechen

Der frühere Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, zeigt sich besorgt über eine wachsende Polarisierung der Gesellschaft. Insbesondere in Fragen von Migration und Integration fordert er verstärkten Dialog.

Dialog ist wichtig, auch hinter verschlossenen Türen / © Bernd von Jutrczenka (dpa)
Dialog ist wichtig, auch hinter verschlossenen Türen / © Bernd von Jutrczenka ( dpa )

In Zeiten großen Wandels sei es für Politiker wichtig, auf Menschen zuzugehen und den Dialog zu suchen, sagte er am Montagabend in einer Diskussionsrunde im Düsseldorfer Landtag. "Die Nähe zu den Menschen ist einer der großen Werte und vielleicht ein Problem der Politik", erklärte er in der Veranstaltung "Meine Werte - Deine Werte: Was hält unsere Gesellschaft zusammen?", zu der der Landtag gemeinsam mit dem Bürgerverein Deutsche Gesellschaft eingeladen hatte.

Dialog nicht ausweichen

Zollitsch forderte mehr sachliche Diskussionen in den Parlamenten. Es müssten wieder mehr Argumente ausgetauscht werden, und die Akteure dürften dem Dialog nicht ausweichen, sagte der frühere Freiburger Erzbischof. Insbesondere in Fragen von Migration und Integration sei dies wichtig: "Ängste werden umso größer, je weiter man weg ist von den Menschen, denen man eigentlich begegnen sollte." Wo Menschen miteinbezogen würden, spüre er eine wachsende Solidarität und Interesse, die Gesellschaft mitzugestalten.

Einige Werte seien nicht aufhebbar, dazu zählten etwa Solidarität und die Achtung vor dem Nächsten, auch wenn dieser nicht die gleiche Meinung vertrete, unterstrich Zollitsch. Andere Werte hingegen wandelten sich, was auch die Kirche verändere, zum Beispiel in Bezug auf die Rolle der Frau in der Gesellschaft oder Elemente der Mitbestimmung.

Politische Bildung fördern

Auch Dirk Reimers, der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft, warnte vor einer Entwicklung hin zu einer auseinanderdriftenden Gesellschaft. "Weil wir dieses offene Europa erhalten wollen, müssen wir uns für unsere Werte einsetzen", sagte er. Insbesondere hier lebende Muslime müssten sich mehr zu diesen bekennen.

Susanne Pickel, Professorin für Politikwissenschaft an der Universität Duisburg-Essen, kritisierte die politische Bildung in den Schulen. Es müsse mehr in eine demokratische Ausbildung investiert werden, um die Menschen zu befähigen, ihre Freiheiten auch wahrzunehmen, sagte sie: "Ich denke, dass unsere Demokratie stark ist, aber sie muss sich wieder darauf besinnen, auch Verantwortung zu übernehmen."


Alterzbischof Robert Zollitsch  / © Harald Oppitz (KNA)
Alterzbischof Robert Zollitsch / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
epd