Die Regierung in Tokyo hat erstmals Experimente erlaubt, die in ferner Zukunft auf die Geburt tierisch-menschlicher Wesen hinauslaufen könnten, wie die Zeitschrift "Nature" in ihrer neuesten Ausgabe berichtet. Ziel ist es, in den Tieren menschliche Organe wachsen zu lassen, die später transplantiert werden können.
Forscher der Universität Tokio hatten eine Genehmigung erhalten, menschliche Stammzellen in Tierembryos einzupflanzen. Die Embryos sollen zuvor so genmanipuliert werden, dass sie keine eigene Bauchspeicheldrüse ausbilden. Stattdessen hoffen die Wissenschaftler, dass die Föten eine Bauchspeicheldrüse aus den menschlichen Stammzellen bilden.
Die Föten sollen von Mäusen ausgetragen und kurz vor der Geburt getötet werden. Während der Schwangerschaft solle auch herausgefunden werden, ob sich auch woanders im Körper der Tiere menschliche Stammzellen verbreiten, sagte Ayako Maesawa, Direktorin beim japanischen Wissenschaftsministerium.
Zunächst will die Forschergruppe das Verfahren stufenweise weiter an Mäusen und Ratten testen, zwei nahe verwandten Arten. 2018 hatte der Wissenschaftler Hiromitsu Nakauchi eine spezielle Art menschlicher Stammzellen in Schaf-Embryonen verpflanzt; die Zellen waren aber in einem späteren Entwicklungsstadium kaum noch zu finden. Der Wissenschaftler will jetzt andere Stammzellen-Arten verwenden. Sollte das funktionieren, könnten im nächsten Schritt entsprechende Versuche an Schweinen durchgeführt werden. Sie ähneln dem Menschen genetisch und bilden ähnlich große Organe.
Ähnliche Experimente gibt es bereits in verschiedenen Ländern - allerdings durften die Mischwesen überall nur maximal 14 Tage im Muttertier wachsen und mussten dann vernichtet werden. Diese Beschränkung hat das forschungsfreundliche Japan jetzt aufgehoben. Allerdings: Nach Überzeugung von Wissenschaftlern befindet sich Nakauchi weiterhin in einem Stadium der Grundlagenforschung und scheint noch weit entfernt von einer klinischen Anwendung zu sein.
Bislang sind Patienten mit kranken Organen meist auf Organspenden von hirntoten Menschen angewiesen. Doch solche Organe sind Mangelware; allein auf der Warteliste in Deutschland stehen mehr als 10.000 Patienten. Die Forschung arbeitet deshalb intensiv an Alternativen.
(kna, tageschau.de, 31.07.2019)