"Ich bin getauft und christlich erzogen worden, ich wurde auch noch mit gutem Gewissen konfirmiert und hegte sogar mal ein paar Monate den Wunsch, Pfarrer zu werden», sagte Schulze. Heute sagt der Autor jedoch von sich, dass er icht an Gott glaubt.
Er vermisse Gott heute nicht. "Als ich mit etwa 17 Jahren meinen Glauben verlor, empfand ich das schon als einen schweren Verlust, wer gibt schon freiwillig sein ewiges Leben her", so Schulze ("Unsere schönen neuen Kleider"). Im Gegenzug habe er aber die Freiheit gewonnen, "nichts mehr a priori verteidigen oder rechtfertigen oder gut finden zu müssen". Beten helfe allerdings immer.
Andere Haltungen anerkennen
"Auch wenn ich selbst nicht an einen Gott glauben kann, weiß ich doch, wie viel so ein Glaube anderen bedeutet und wie viel Kraft und Halt sie darin finden", so der 53-Jährige. Menschen mit einem starken Glauben könnten am ehesten andere Haltungen anerkennen und gelten lassen. "Mir gefällt nur der Missionierungsgedanke nicht, der hat mich schon gestört, als ich selbst gläubig war. Was ich ablehne, sind jene, die eifern, die Glaubenskrieger."
Die Geschichten der Bibel hätten - ebenso wie die antike Mythologie - "Menschheitserfahrungen" in sich aufgenommen. Er könne auf die Texte nicht verzichten. "Ich glaube nur nicht, dass es tatsächlich so passiert ist, wie sie es schildern", sagte Schulze.
Demokratieverdruss als internationales Problem
Zu Demokratieverdruss und -verlust sagte Schulze, es handle sich nicht mehr nur um ein ostdeutsches Problem. "Man sieht ja auch, dass es ein internationales Problem ist, was die Sache nur noch schlimmer macht", so der Autor.
"Für mich sind diese Protestierer mehr denn je die nützlichen Idioten, weil sie die falschen Fragen stellen." In "gewisser Weise" seien sie feige - "weil sie sich vor den eigentlichen Fragen - soziale Ungleichheit auf nationaler und internationaler Ebene, Steuerregelungen, Besitzverhältnisse - drücken."