Zum 20. Todestag von Prinzessin Diana

Immer neue Mythen um die "Königin der Herzen"

Über zwei Milliarden Menschen verfolgten die Trauerfeier für Diana Spencer. Die "Königin der Herzen" wurde zu Lebzeiten von den Medien verfolgt. Auch 20 Jahre nach ihrem Tod reißen die Veröffentlichungen nicht ab.

Autor/in:
Paula Konersmann
Mutter Teresa (l) und Prinzessin Diana / © Bebeto Matthews (dpa)
Mutter Teresa (l) und Prinzessin Diana / © Bebeto Matthews ( dpa )

Elton John hat die Neuauflage seiner Ballade "Candle in the Wind" nicht noch einmal aufgeführt. Er würde die Emotionen, die das Stück in ihm weckt, nicht verkraften, erklärte der Musiker. 1997 hatte er es umgetextet und auf der Beerdigung seiner Freundin Diana, Prinzessin von Wales, gesungen. Der neuaufgelegte Song gilt in Deutschland als meistverkaufte Single aller Zeiten. Um die besungene "Lady Di" ranken sich seit ihrem Unfalltod vor 20 Jahren mehr Mythen denn je. Sie wurde 36 Jahre alt.

Wer Berichte und Bücher über Diana liest, gewinnt den Eindruck, dass es nur zwei Gruppen gibt: einerseits die Freunde, Fans und Bewunderer, andererseits Feinde, Neider und Spötter. Unmittelbar nach ihrem Tod wurden vor allem Huldigungen veröffentlicht. In den Folgejahren kamen Enthüllungsbücher dazu; Versuche, "ungeschminkt" die dunkle Seite jener Ikone zu zeigen, zu der die junge Frau zuvor hochstilisiert worden war.

Tag der Trauung "schrecklichster Tag ihres Lebens"

Geboren 1961, begann Diana im Sommer 1980 eine Beziehung mit Prinz Charles. Wenige Monate später prägte die britische Boulevardzeitung "The Sun" den Rufnamen "Lady Di", der sich bis heute hält - obwohl Diana den Titel Lady" seit der Hochzeit mit Charles 1981 nicht mehr führte. Auch Prinzessin war sie streng genommen nie, denn als solche wird man geboren oder bekommt den Titel verliehen. Unabhängig von der korrekten Bezeichnung war die royale Ehe keine glückliche. Diana bezeichnete den Tag der Trauung später als den schrecklichsten ihres Lebens.

Der Medienrummel um die Hochzeit setzte sich fort, als 1982 Prinz William zur Welt kam. Diana erkrankte anschließend an einer postnatalen Depression. Auf Reisen des Paars stand sie derart im Mittelpunkt, dass sowohl der Prinz als auch politische Zwecke in den Hintergrund rückten. Spätestens nach der Geburt von Prinz Harry 1984 geriet die Ehe in eine Krise; in den Folgejahren mehrten sich Gerüchte um außereheliche Verhältnisse beider Partner. Im Dezember 1992 wurde offiziell ihre Trennung verkündet, 1996 folgte die Scheidung.

Karitatives Engagement der Prinzessin der Herzen

Dianas Beliebtheit tat dies kaum Abbruch. Sie engagierte sie sich karitativ, verstärkt nach einem Besuch im Hospiz von Mutter Teresa in Kalkutta. Später setzte sie sich insbesondere für die Opfer von Landminen ein, versteigerte Ballkleider für gute Zwecke. So wurde sie für viele zu einer Identifikationsfigur: als emanzipierte Frau, die für ihre Ideale eintrat - oder als vorbildliche Mutter, die an den starren Strukturen des britischen Adels zerbrach.

Der Preis für diese Beliebtheit war hoch. Diana galt als meistfotografierte Frau der Welt, und Paparazzi verfolgten den Wagen, in dem sie in der Nacht des 31. August 1997 saß. Er prallte gegen einen Tunnelpfeiler, Diana starb an den Folgen innerer Verletzungen.

Mariengleicher Grad an Verehrung

Die Soziologen Ulrich Steuten und Hermann Strasser attestieren ihr spätestens seit ihrem tragischen Tod einen mariengleichen Grad an Verehrung. Schon zu Lebzeiten sei sie "zu einer der herausragenden säkularen Heiligen des ausgehenden 20. Jahrhunderts" geworden, "posthum zu einer Ikone, die passgenau mit den unspezifischen religiösen Orientierungen einer modernen Gesellschaft korrespondiert", so die Wissenschaftler in der Zeitschrift "Aus Politik und Zeitgeschichte".

Zugleich polarisiert die "Königin der Herzen", die "Rose Englands", die "moderne Madonna" bis heute: Ihre Bewunderer sehen sie als Opfer der Royals, der Medien, der modernen Gesellschaft. Kritiker beschreiben sie als Genie der Selbstdarstellung, das nie an Prinz Charles interessiert gewesen sei, sondern daran, im Mittelpunkt zu stehen. Zu ihrem 20. Todestag ist eine neue Welle der Aufmerksamkeit zu erwarten; eine umstrittene Dokumentation, die erstmals im britischen Fernsehen gezeigt wurde, sorgte bereits für Wirbel.

Mit Diana lässt sich bis heute Geld verdienen

Aus "Diana" ist eine Marke geworden, mit der sich gutes Geld verdienen lässt. Das zeigt sich nicht nur an Tassen und Kerzen mit ihrem Konterfei, an Bastelvorlagen und nachgebildetem Schmuck. Übertrafen sich die Medien im Sommer vor 20 Jahren in Analysen, wie viel Mitverantwortung sie trügen, so ergeht es der Prinzessin heute im Tod wie früher zu Lebzeiten: Jeder möchte ein Stückchen von ihr haben.


Diana (r) und Papst Johnnes Paul II im Jahr 1985 / © N.N. (Reuters)
Diana (r) und Papst Johnnes Paul II im Jahr 1985 / © N.N. ( Reuters )
Quelle:
KNA