Kirche mit Nebengebäuden kommt unter den Hammer

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Eine Kirche gefällig? Wer sich schon immer so ein Objekt zulegen wollte, hat nun die Gelegenheit. Die profanierte Kirche St. Paulus in Altena kommt samt Nebengebäuden unter den Hammer. Das Anfangsgebot liegt bei 99.000 Euro.

Wer möchte eine Kirche ersteigern? / © Streetlucifer (shutterstock)
Wer möchte eine Kirche ersteigern? / © Streetlucifer ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Warum muss denn die Kirche versteigert werden?

Dietmar Flusche (Stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes von St. Matthäus in Altena im Märkischen Kreis und Organisator der Auktion): Das ist für uns ein letzter Versuch, um uns von diesen drei Gebäuden zu trennen. Die Pfarrei St. Paulus ist im Jahr 2005 aufgelöst worden. Die Kirche ist profaniert worden und steht seitdem leer. Das Pfarrhaus steht seit etwa 2010 leer und der ehemalige Bürgersaal, der früher eine katholische Grundschule war, ist seit anderthalb Jahren ungenutzt.

DOMRADIO.DE: Sie brauchen die Kirche und die Nebengebäude also überhaupt nicht mehr?

Flusche: Genau. Alle Versuche, diese drei Gebäude und das 3.000 Quadratmeter große Grundstück über Immobilienmakler - auch mit Unterstützung des Bistums Essen - durch externe Firmen zu vermarkten, sind bisher fehlgeschlagen.

DOMRADIO.DE: Warum bekommen Sie das Objekt denn nicht los?

Flusche: Das würden wir auch gerne wissen. Es gab keinen Interessenten. Nun plötzlich, wo es jetzt in der Versteigerungsliste der "Westdeutsche Grundstücksauktion" steht, haben sich schon drei Interessenten angemeldet, die gerne die Objekte besichtigen möchten.

DOMRADIO.DE: Liegt das an der weiteren Streuung oder finden die Leute einen einfachen Kauf langweilig und das Auktionsgefühl so toll?

Flusche: Die Frage kann ich nicht beantworten. Aber ich denke schon, dass es an der weiteren Streuung liegt. Die "Westdeutsche Grundstücksauktion" ist ein Verbund. Ich kann mir vorstellen, dass da insgesamt ganz andere Interessenten vorhanden sind, die sich für dieses Gebäudeensemble interessieren.

DOMRADIO.DE: Sie mussten sich diese Versteigerung von ganz oben genehmigen lassen. Sie gehören zum Bistum Essen. Was hat denn Bischof Overbeck gesagt, als Sie mit der Idee der Versteigerung um die Ecke kamen?

Flusche: Das war insgesamt sehr schwierig. Ich habe zunächst fast zweieinhalb Jahre gebraucht, den Kirchenvorstand davon zu überzeugen. Gekommen bin ich auf diese Idee, weil die "Altenaer Gemeinnützige Baugesellschaft" erfolgreich vor circa zwei Jahren Immobilien über die "Westdeutsche Grundstücksauktion" hat versteigern lassen. Dies wurde in dem "Altenaer Kreisblatt", der hiesigen Lokalzeitung, veröffentlicht.

Es hat ja fast zweieinhalb Jahre gedauert, bis wir schließlich im Frühjahr diesen Jahres die kirchenaufsichtliche Genehmigung erhalten haben. Diese war mit ganz bestimmten Auflagen verbunden. Da gibt es auch eine Kirchenklausel und Ähnliches, was in einem späteren Grundstückskaufvertrag - wenn die Versteigerung erfolgreich sein sollte - festgeschrieben wird.

DOMRADIO.DE: Muss man ein bisschen schauen, wer das kauft und was er damit vorhat? Es gibt ja schon mehrere verkaufte Kirchen. Da sind teilweise Kletterhallen, Discos oder Kulturstätten drin. Was darf mit St. Paulus nicht passieren?

Flusche: Das kann ich gerne aufzählen. Es darf keinen Betrieb von Spielhallen, Bordellen oder sonstigen Einrichtungen des Rotlichtmillieus geben. Weiter ist auch die Überlassung der Grundstücke und Gebäude an nicht-christliche Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften nicht zulässig. Es sind nur christliche Gruppen zugelassen, die der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) angehören.

DOMRADIO.DE: Wenn jetzt jemand eigentlich nur das Grundstück haben möchte, alles abreißen will und beispielsweise ein Studentenwohnheim bauen will, darf der das?

Flusche: Sicher bin ich mir nicht. Aber ich denke schon, dass er das darf.

DOMRADIO.DE: Sie sind selbst früher in St. Paulus zum Gottesdienst gegangen. Wahrscheinlich ist da auch ein bisschen Wehmut dabei, wenn diese Kirche jetzt unter den Hammer kommt, oder?

Flusche: Ja, da ist Wehmut dabei. Vor allen Dingen herrscht in der ehemaligen Gemeinde Wehmut, weil die Kirche und auch das Pfarrhaus im Jahr 1925 mit sehr viel Eigenengagement erstellt worden sind. Die Gemeindemitglieder selbst haben da tatkräftig mit angefasst. Und es gibt heute auch schon eine gewisse Wehmut, wenn man sieht, dass die Gebäude nicht mehr genutzt werden.

DOMRADIO.DE: Bei 99.000 Euro liegt das Anfangsgebot. Was für eine Summe erhoffen Sie sich?

Flusche: Ich hoffe auf mehr als 99.000 Euro.

DOMRADIO.DE: Was passiert mit dem Erlös.

Flusche: Der Erlös fließt in die Substanzrücklage unserer Pfarrei. Das heißt, wir dürfen mit diesem Erlös keine laufenden Ausgaben aus dem Haushalt finanzieren, sondern nur Gebäudereparaturen oder ähnliche Sachen.

DOMRADIO.DE: So ein bisschen was wie ein Notgroschen?

Flusche: So ist es.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

 

Information: Die Auktion der "Westdeutschen Grundstücksauktion" findet am 14. September in Köln statt.


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Quelle:
DR