Zum Nachhören und -schauen: Predigt aus dem Kölner Dom

Zweiter Fastensonntag

domradio übertrug am zweiten Fastensonntag das Kapitelsamt mit Domkapitular Gerd Bachner aus dem Hohen Dom zu Köln. Die Domkantorei Köln sang unter der Leitung von Winfried Krane die Missa in illo tempore von Claudio Monteverdi. An der Orgel spiele Domorganist Prof. Winfried Bönig.

 (DR)

Glauben bedeutet Vertrauen. Das ist im Alten und im Neuen Testament so. Abraham verlässt die Heimat, weil er Gott vertraut (vgl. die erste Lesung); die Leute um Mose brechen aus der Enge des Sklavenhauses in eine ferne Heimat auf, die ihnen von Gott verheißen ist. Im Neuen Testament rückt der Glaube an die eine Gottestat in Jesus Christus in den Mittelpunkt. An den Gott Israels glauben bedeutet christlich, sich für Jesus, den Christus, entscheiden. Doch Jesus Christus ist nicht nur Inhalt, sondern auch „Anführer und Vollender des Glaubens" (Hebr 12, 2). Wie im Alten Testament Abraham Vater des Glaubens ist, der mit seinem ganzen Leben sagt, was es heißt, sich auf Jahwe zu verlassen, so birgt sich im Neuen Testament Jesus ganz und gar in Gott. Durch seinen Lebensweg zeigt uns Abraham, durch sein Leben und Sterben führt uns Jesus vor Augen, dass die Bindung an Gott nicht fesselt, sondern alle Fesseln sprengt.

Erste Lesung
Darin sind Juden, Christen und Muslime einig: Abraham war groß im Glauben. Doch leicht gefallen ist es ihm nicht. Abraham und Sara sind hoch betagt und kinderlos. Warum sollten sie noch an die Zukunft denken? Doch es bleibt dabei: Abraham zieht mit. Abraham zieht mit Gott. Seine Lebensgeschichte ist eine Glaubensgeschichte, „und der Herr rechnete es ihm als Gerechtigkeit an". Abraham ist von seinem Bundesgenossen überzeugt. Der ist nicht nur zuverlässig, er ist unvorstellbar hartnäckig. Wenn alles vorbei ist, fängt Gott an.

Zweite Lesung
„Ihr Gott ist der Bauch" - ein hartes Wort. Paulus sagt damit: Wer sich Christ und Christin nennt, kann unmöglich sein persönliches Wohlergehen zur obersten Richtschnur machen - ohne Rücksicht darauf, wie es den anderen geht. Das geschieht ja zumeist nicht durch laute Erklärungen, sondern im alltäglichen Tun und Lassen. Die eigene „Wellness", auch das eigene geistliche Heil, als höchstes Gut zu betrachten, ist für Paulus praktischer Götzendienst, auch dann, wenn man dem ausdrücklichen Bekenntnis nach an den einen und einzigen Gott glaubt. „Ihr Gott ist der Bauch" - es geht Paulus nicht darum, uns die Freude am Essen zu verderben. Es geht darum, dass wir nur dann gut essen, wenn wir nicht alleine essen.

Evangelium
„In der Erinnerung verklärt sich manches!" Damit meinen wir: Der Ort, die  Begebenheit oder die Person, an die wir uns erinnern, werden nicht mehr realistisch gesehen. Sie werden geschönt. Sie werden besser, glatter, strahlender, als die Wirklichkeit war. Auf einem Berg sehen Petrus, Johannes und Andreas ihren Rabbi ganz neu. Sie hören die Stimme Gottes, der sich wie bei der Jordantaufe zu seinem Sohn bekennt. Die wunderbare Verwandlung Jesu, die die Lieblingsjünger mit eigenen Augen sehen, ist keine Beschönigung. Sie verfälscht Jesus nicht. Sie entsteht nicht aus einem Realitätsverlust, sondern aus dem Gebet. Sie bringt eine verborgene Wirklichkeit zum Vorschein. Sie zeigt, wer Jesus ist: der Mensch, der von Gott kommt.