Zur aktuellen Lage der Hungerkrise in Ostafrika

Leichte Besserung

13,3 Millionen Menschen in Ostafrika sind nach Angaben der Vereinten Nationen immer noch von der Dürre betroffen und auf Unterstützung angewiesen. Aber: Die Regenzeit hat begonnen und wird für viele von der Trockenheit betroffene Gegenden Erleichterung bringen.

Autor/in:
Anja Bengelstorff
 (DR)

Die Mitte Oktober begonnene Militäroffensive Kenias gegen die Milizen von al-Schabab im Süden Somalias werden Hilfsmaßnahmen massiv behindern und lassen weitere Flüchtlingsströme erwarten. Die erforderlichen Hilfsaktionen der UN in der Dürreregion sind zu 75 Prozent finanziert.



Somalia: Vier Millionen Somalier bleiben nach UN-Angaben weiter von der Krise betroffen, einschließlich 1,8 Millionen in humanitärer Notlage und weiterer 830.000, denen es akut an Nahrungsmitteln und Lebensunterhalt mangelt. Mehr als 1,5 Millionen Somalier sind Flüchtlinge im eigenen Land; über 900.000 sind in Flüchtlingslager nach Kenia, Äthiopien, Dschibuti und in den Jemen geflohen.



Internationale Hilfsorganisationen versorgen 2,2 Millionen der 4 Millionen mit Nahrungsmitteln, darunter 372.000 in der somalischen Hauptstadt Mogadischu und 1,33 Millionen im Süden des Landes. Allerdings liegen nicht von allen Hilfsorganisationen Angaben vor, so dass die Zahl der Versorgten höher sein könnte. Zu den Hilfsmaßnahmen gehören die Ausgabe von Essensrationen an Haushalte, die Verteilung von Nahrungsmittelgutscheinen, tägliche Mahlzeiten und Ernährungshilfen für Kinder unter fünf Jahren. 450.000 Kinder unter fünf Jahren in Somalia sind unterernährt. Zur Unterstützung gehören unter anderem auch die Versorgung mit sauberem Wasser, Sanitäranlagen und medizinischer Hilfe.



Kenia: Dort sind 3,75 Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Allein das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) versorgt 1,4 Millionen Kenianer und 550.000 Flüchtlinge. Die kenianische Regierung hat bislang weitere 780.000 Menschen unterstützt, die das WFP nun bis Ende Oktober übernehmen will. Von den geschätzt 385.000 Fällen von schwerer und mittlerer akuter Unterernährung werden rund 147.000 in Ernährungszentren behandelt. 84.000 Kinder unter fünf Jahren mit schwerer und mittlerer akuter Unterernährung werden ebenfalls medizinisch versorgt.



Nach Schätzungen sind im Nordosten Kenias 10.000 Menschen an Dengue-Fieber erkrankt. Während es im Westen Kenias sehr viel geregnet hat, bleibt der Nordosten bislang sehr trocken. Nach Angaben der Regierung gingen acht Millionen Stück Vieh verloren. In Kenias Flüchtlingslagern, die vom UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR verwaltet werden, waren zuletzt 599.000 Flüchtlinge registriert.



Äthiopien: In Äthiopien sind nach UN-Angaben derzeit rund 4,5 Millionen Menschen auf Hilfe von außen angewiesen, darunter 173.000 somalische Flüchtlinge. Normale bis überdurchschnittliche Regenfälle werden für die kommenden Monate im Westen, Osten und Norden des Landes erwartet sowie normale bis unterdurchschnittliche Regenfälle für den Süden und Südosten. Die Lebensmittelsicherheit in den südlichen, von der Dürre betroffenen Regionen sollte sich damit verbessern.



Während weiter Fälle von schwerer Unterernährung aus diesen Regionen berichtet werden, wurden im August im Vergleich zum Juli weniger schwer unterernährte Kinder in landesweite therapeutische Fütterungsprogramme aufgenommen. Ein Anhalten dieses Trends wird erwartet. Zwischen Juli und Dezember werden rund 160.000 Kinder unter fünf Jahren in Hungerzonen wegen schwerer Unterernährung behandelt. Die Zahl sudanesischer Flüchtlinge, die an der Grenze zu Äthiopien ankommen, wächst derzeit weiter. Das UNHCR erwartet bis zum Jahresende 50.000 weitere. Die Ankommenden sind in relativ guter Verfassung.



Dschibuti: Infolge der Dürre sowie infolge um 63 Prozent gestiegener Grundnahrungsmittelpreise sind in Dschibuti rund 150.000 Menschen von chronischer Lebensmittelknappheit bedroht. Zudem sind mindestens 18.000 Somalier nach Dschibuti geflohen. Inzwischen kommen weniger Flüchtlinge an. Das Welternährungprogramm versorgt landesweit 130.000 Menschen.