Lieberknecht bekräftigt Kritik an Kirchen in Corona-Krise

Zur Situation Pflegebedürftiger und Sterbender

Die ehemalige Ministerpräsidentin Thüringens, Christine Lieberknecht, hat ihre Kritik an der Rolle der Kirchen in der Corona-Krise bekräftigt. Vor Pfingsten hatte sie den Kirchen bereits Versagen in der Zeit der Pandemie vorgeworfen.

Lieberknecht bekräftigt Kritik an Kirchen in Corona-Krise / © Werner Krüper (epd)
Lieberknecht bekräftigt Kritik an Kirchen in Corona-Krise / © Werner Krüper ( epd )

"Seit Beginn der Corona-Krise starben in unseren Pflegeheimen und Krankenhäusern etwa 200.000 Menschen", heißt es in einem Gastbeitrag der CDU-Politikerin für die Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit". Zwar habe es ein intensives Ringen von Seelsorgern, Ärzten und Heimleitungen um Beistand für Sterbende gegeben. "Dafür meine höchste Wertschätzung und Anerkennung." Für Ostdeutschland könne sie dennoch sagen, "dass die Mehrheit trotz allen kirchlichen Einsatzes vor Ort einsam aus dem Leben schied. Musste das sein? Nein."

Debatte um kirchlichen Beistand für Pflegebedürftige

Anders, als jetzt behauptet werde, habe es sich nicht um Einzelfälle gehandelt, fügte Lieberknecht hinzu. Die ordinierte Pfarrerin hatte den Kirchen bereits vor Pfingsten Versagen während der Corona-Pandemie vorgeworfen. Jetzt verschärfte sie ihren Vorwurf: "Als ich Mitte Mai kritisierte, die Kirchen hätten beim Schutz der Schwächsten versagt, erntete ich aus meiner eigenen evangelischen Kirche helle Empörung." Kirchliche Selbstkritik sei unterblieben. "Das fand ich erstaunlich, da doch dieselben Kirchen bei anderen Themen die Politik oft kräftig kritisieren."

Kritik an Abschottung auch von Margot Käßmann

Die evangelische Theologin Margot Käßmann kritisierte eine fortgesetzte Abschottung von Pflegebedürftigen in Deutschland. "Die Herausforderung durch Corona dauert an, und das Problem der Zwangsisolation alter Menschen ist ungelöst", schreibt die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in der "Zeit". Käßmann: "Ich finde: Das geht so nicht weiter!" An die Kirchen gerichtet erklärte Käßmann: "Wir brauchen christlich vertretbare Regeln, damit niemand in Einsamkeit und Isolation verzweifelt." Konkret verlangt sie, dass niemand "allein, abgeschottet, ohne seelsorgliche Begleitung sterben muss".


Christine Lieberknecht bei ihrer Vereidigung als Ministerpräsidentin / © Martin Schutt/dpa-Zentralbild (dpa)
Christine Lieberknecht bei ihrer Vereidigung als Ministerpräsidentin / © Martin Schutt/dpa-Zentralbild ( dpa )

Margot Käßmann / © Meiko Herrmann (KNA)
Margot Käßmann / © Meiko Herrmann ( KNA )
Quelle:
epd