Es liegt daran, dass die Sonne im Osten aufgeht. Vor allem in der frühchristlichen Zeit und im Mittelalter war es wichtig, dass der Priester in die Richtung betete, in der ihm die aufgehende Sonne ins Gesicht hätte scheinen können.
"Oriens orientium universum obtinet"
"Der Aufgang aller Aufgänge regiert das All", heißt es.Das bezieht sich auf die Auferstehung Christi. Der Sonnenaufgang wird als Symbol für die Auferstehung genommen.
Große mittelalterliche Kirchenschiffe haben oft die Form eines Kreuzes mit einer Längs- und einer Querachse. In Bezug auf dieses Symbol der Auferstehung wurden die Längsachsen der Kirchen auf die Himmelsrichtung des Sonnenaufgangs ausgerichtet. Da steht dann der Altar im Osten und der Haupteingang im Westen oder im Süden.
Der Petersdom in Rom ist nicht geostet …
Das hat weltliche Gründe, nämlich städtebauliche. Beim Petersdom hat das etwas mit dem Zugang über die Tiber-Brücke zu tun. Da musste man dann die Ostung zugunsten einer Westung aufgeben. Ebenso im Lateran.
Kurios: Da natürlich auch hier mit Blick gen Osten zelebriert wurde hat im Petersdom der Priester schon vor dem zweiten Vatikanum von 1965 zur Gemeinde hingeschaut. Ab dem 18. Jahrhundert wurde die Ostung der Kirchenbauten, dann aber schon häufiger aufgegeben, besonders in Residenzstädten, wenn es halt baulich besser passte.
Sonnenaufgangspunkt nach dem Patrozinium
Einige Ostungen richten sich nach dem Sonnenaufgangspunkt am Ehrentag des Patrons oder der Patronin. So ist das bei der "Hohen Domkirche Sankt Marien" in Erfurt. Beim Stephansdom in Wien etwa ist es der 26. Dezember. Gemessen dann am Patrozinium im Jahr des Baubeginns.