Zwanziger mahnt zu ehrlicher Analyse

Missstände nach WM nicht unter den Teppich kehren

Die Spitzen des Sports müssten auch die Seite der Ohnmächtigen sehen "und diesen Menschen ein Gesicht geben". Theo Zwanziger, ehemaliger DFB-Präsident, mahnt nach dem Abschluss der Fußball-WM zu einer ehrlichen Analyse der Missstände.

Theo Zwanziger, Ex-DFB-Präsident (dpa)
Theo Zwanziger, Ex-DFB-Präsident / ( dpa )

Kurz nach Abschluss der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien mahnt der ehemalige Präsident des Deutschen Fußballbundes (DFB), Theo Zwanziger, zu einer ehrlichen Analyse von Missständen.

"Mir ist wichtig, dass wir jetzt nicht die Augen verschließen und sagen: 'Es ist alles wunderbar'", sagte Zwanziger am Sonntag im Deutschlandfunk. Stattdessen gehe es darum, dass die Verantwortlichen ihre Lehren zögen aus den Protesten gegen den Weltfußballverband FIFA und das soziale Ungleichgewicht im Gastgeberland Brasilien. "Und dass man für die Zukunft etwas sensibler möglicherweise mit der Vergabe von Weltmeisterschaften umgeht."

"Katastrophe für das Image der FIFA"

Das Doppelvotum vom Dezember 2010 für Russland und Katar als WM-Gastgeber 2018 und 2022 nannte Zwanziger eine "Katastrophe für das Image der FIFA". Mit Blick auf den Golfstaat sagte er, es sei eigentlich undenkbar, "ein Land, das halb so groß ist wie Hessen, mit einer Fußballweltmeisterschaft zu betrauen". Zugleich sprach sich das Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees gegen Boykotte aus. Stattdessen sollten die Turniere in Russland und Katar stärker für Begegnungen mit Andersdenkenden und Menschen am Rande der Gesellschaft genutzt werden. Die Spitzen des Sports müssten nicht immer nur die Mächtigen im Blick haben, sondern auch die Seite der Ohnmächtigen sehen "und diesen Menschen ein Gesicht geben".


Quelle:
KNA