Die Gruppe hatte am Donnerstagabend vor Beginn des gut besuchten Dreikönigsgottesdienstes mit Lautsprecher und Transparenten in der Kirche für Klimaschutz demonstriert. Auf einem Video und Fotos ist zu sehen, wie Mitglieder "wie tot" im Mittelgang des Doms liegen.
Die Polizei ermittelt eigenen Angaben zufolge wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz und wegen Hausfriedensbruchs. Zwei Domschweizer seien leicht verletzt worden, als sie die Demonstrierenden aus der Kathedrale führten.
Kritik von Stadtdechant Kleine
Der Kölner Stadtdechant Robert Kleine, der bei dem Zwischenfall im Dom war, blickt skeptisch auf die Aktion. Grundsätzlich äußerte er sich im DOMRADIO.DE-Interview aufgeschlossen gegenüber Demonstrationen und Debatten. "Aber ich lade ein, dass wir das dann im Domforum oder wo auch immer machen. Aber bitte nicht in Kirchen, denn die sind uns auch heilig", sagte der Geistliche. Es liege jetzt beim Domkapitel und bei Dompropst Guido Assmann, ob Anzeige erstattet werde.
Er habe den Protestierenden angeboten, außerhalb des Doms mit ihnen zu sprechen, sagte Kleine. "Ich denke, Dialog ist wichtig, und es ist auch das gute Recht, in unserer Demokratie zu demonstrieren. Aber warum gerade in der Kirche?", fragte der Stadtdechant. Der Kölner Dom sei nicht der richtige Ort für die Aktion gewesen.
Papst Franziskus als Vorbild
Die Demonstrierenden bezogen sich bei ihrer Aktion unter anderem auf Papst Franziskus. Das Kirchenoberhaupt hatte 2019 bemängelt, dass Klimaziele wohl nicht erreicht würden. "Wir können uns das nicht mehr erlauben! Es gibt keine Zeit zu verlieren. Die Menschheitsfamilie im Ganzen ist in Gefahr", zitierte Extinction Rebellion den Papst.
Die Aktivistinnen und Aktivisten kritisierten zudem das Bistum Aachen dafür, dass Kirchen im rheinischen Braunkohlerevier Ende November entwidmet worden waren. "Wir appellieren an die Entscheidungsträger der Kirche: Setzen Sie die Botschaft von Papst Franziskus in die Tat um", so die Gruppe.
Der Energiekonzern RWE Power ist seit 2019 Eigentümer von Kirchen und Kapellen in den Ortschaften Keyenberg, Kuckum und Berverath im Bistum Aachen. Die Dörfer, die an den Tagebau Garzweiler II grenzen, sollten eigentlich dem Kohleabbau weichen. Die Umsiedlung der Bewohnerinnen und Bewohner hat bereits begonnen. Wegen des Kohleausstiegs könnten die Ortschaften nun allerdings doch erhalten bleiben. Die zuständige Pfarrei Christkönig in Erkelenz argumentiert, sie habe nur noch ein Nutzungsrecht und sei vertraglich verpflichtet, die Kirchen und Kapelle im Laufe des Jahres 2022 entwidmet zu übergeben.
Anita Hirschbeck