In seiner Predigt warf Weihbischof Rolf Steinhäuser einen zweiten Blick auf Weihnachten. Weihnachten auf den ersten Blick seien "Stall und Krippe, Engelsgesang und Hirtenweihnacht" gewesen. Doch das sei nun schon zehn Tage her. "Höchste Zeit also für einen zweiten Blick auf Weihnachten".
Der Text der Liturgie, der Prolog des Johannesevangeliums, wirke zunächst wenig weihnachtlich. "Im Anfang war das Wort" – so beginnt Johannes das Evangelium. Er versetzte uns in die Ewigkeit Gottes.
Für Johannes sei Jesus das Wort schlechthin. Und als das Wort vom "Himmel herab, vom göttlichen Thron" steigt, wird Christus geboren. Es ist also Weihnachten. Der zentrale Satz des Evangeliums sei daher "Und das Wort ist Fleisch geworden."
Das Evangelium
"Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht." (Joh 1,18)
Auslegung zum Sonntagsevangelium von Peter Köster
Der Prolog des Johannesevangeliums ist ein theologisch sehr kompakter und sprachlich eindrucksvoller Text. Er führt uns am Beginn des Evangeliums hinein in die Tiefen des Geheimnisses Gottes, aus dem heraus das göttliche Wort (der Logos), Gott wesensgleich, in unsere Geschichte eintrat und Mensch wurde. Wenn man den Prolog zusammen sieht mit dem Abschiedsgebet Jesu (Joh 17,1–26), eröffnet sich ein faszinierender Zusammenhang: Mit der Herkunft von Gott ist die einzigartige Autorität der Offenbarung Jesu, seines Lebens und Wirkens, gegeben, mit der Rückkehr zum Vater die Teilhabe der "Seinen" am göttlichen Leben. Sein Offenbarungswirken ist von Anfang an darauf ausgerichtet, uns Menschen diese Teilhabe zu ermöglichen. Wer sich ihm öffnet, ist hineingenommen in die Bewegung seines Weges von Gott zu Gott.
Aus: Magnificat. Das Stundenbuch. Januar 2020