Auch hier geht es - wie bereits im ersten Fall - um den Vorwurf, Woelki habe im Zuge eines presserechtlichen Verfahrens möglicherweise eine falsche eidesstattliche Versicherung abgegeben.
In dem Rechtsstreit, in dem der Kardinal Aussagen der "Bild"-Zeitung untersagen lassen will, hatte vergangene Woche die langjährige Sekretärin von Woelkis Vorgänger Joachim Meisner ausgesagt. Sie berichtete von ihren Erfahrungen mit einem befreundeten Priester, dem Missbrauch angelastet wird. Unter anderem habe ihr der Geistliche erzählt, dass er mit Messdienern in die Sauna gehe. Sie sei eigens auf Jugendfahrten mitgereist, um ihn ermahnen zu können, "wenn er wieder anzüglich wurde bei den Jugendlichen".
Telefongespräch zu Priester D.
All dies habe sie Woelki in einem von ihm erbetenen Telefongespräch erzählt. Dieses habe stattgefunden, nachdem sie die Freundschaft mit dem Priester im Mai 2009 beendet habe und bevor der damalige Weihbischof Woelki im Juni 2011 zum Erzbischof von Berlin ernannt wurde.
Später - als Kölner Erzbischof - beförderte Woelki den Priester. Die "Bild" schreibt, er habe zum Zeitpunkt der Beförderung im Jahr 2017 belastende Inhalte aus der Personalakte des Geistlichen sowie eine Polizeiwarnung gekannt. Dies weist der Kardinal zurück. An Eides statt versicherte er, die Personalakte damals nicht gekannt zu haben.
Er habe zwar von einem sexuellen Kontakt des Mannes mit einem Prostituierten sowie von weiteren Gerüchten gehört. Fürsprecher des Pfarrers hätten ihm aber erklärt, dass sich keines der Gerüchte je bestätigt habe.
Die Staatsanwaltschaft Köln hatte Ermittlungen gegen den Erzbischof in der Sache zunächst abgelehnt, da sie keinen hinreichenden Anfangsverdacht sah. Nach der Aussage der Zeugin sei dieser nun gegeben, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Ulf Willuhn.
Zweites Ermittlungsverfahren
Auch das zweite Ermittlungsverfahren dreht sich um eine mutmaßlich falsche eidesstattliche Versicherung. Woelki erklärt darin, erst Ende Juni mit Missbrauchsvorwürfen gegen den früheren "Sternsinger"-Chef Winfried Pilz befasst worden zu sein. Dem widersprach eine Kirchenmitarbeiterin in einem Zeitungsinterview. Sie habe den Kardinal bereits 2015 mit dem Fall befasst durch eine von ihr erstellte Liste, auf der die Namen beschuldigter Priester standen - darunter Pilz.