Missbrauchsbetroffene uneins bei Auszeit für Kardinal Woelki

Zwischen Rücktrittsforderungen und Lob

Der Betroffenenbeirat der Bischofskonferenz und der Betroffenenbeirat des Erzbistums Köln sind fundamental unterschiedlicher Auffassung bei der Bewertung der Auszeit für Kardinal Woelki. Eine Schlichtung scheint kaum möglich.

Rainer Maria Kardinal Woelki / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Rainer Maria Kardinal Woelki / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

Der Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz kritisiert die vom Papst gewährte Auszeit für den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Dadurch sei das Erzbistum Köln in eine noch schwierigere Situation gerutscht, sagte die Sprecherin Johanna Beck der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt". Es hätte stattdessen eine klare Entscheidung gebraucht, die jetzt aber hinausgezögert worden sei: "Das Erzbistum droht nun noch schneller ins Chaos abzugleiten."

Auch Kai-Christian Moritz, ebenfalls Sprecher des Betroffenenbeirats der Bischofskonferenz, bezeichnete es mit Blick auf Woelki als "Schlag ins Gesicht" der Betroffenen, dass die einzige Konsequenz aus Fehlverhalten eine Bestätigung im Amt und eine geistliche Auszeit sein sollen. "Der Papst hat offenbar nicht verstanden, wie es Betroffenen geht und um was es geht", sagte er der "Süddeutschen Zeitung".

Ähnlich formulierte es Beck: "Erzbischof Woelki mag zwar glauben, in Sachen Aufarbeitung vorbildlich gehandelt zu haben, viele Betroffene in Köln sehen dies jedoch anders." Ihre Bedenken und Bedürfnisse seien von Papst Franziskus übergangen worden: "Das ist für viele Betroffene und für mich ein Schlag ins Gesicht." Von der Woelki-Entscheidung gehe zudem das "fatale Signal" aus, dass die katholische Hierarchie für den Mitbruder wieder einmal mehr Barmherzigkeit aufbringe als für die Missbrauchsbetroffenen.

"Monatelange mediale Hetzjagd auf den Kardinal"

Der Betroffenenbeirat des Erzbistums Köln hält dagegen die Entscheidung des Papstes für gut, denn sie ermögliche es Kardinal Woelki und dem Erzbistum Köln zur Ruhe zu kommen. Der Sprecher des Beirats, Peter Bringmann-Henselder, beklagte eine "monatelange mediale Hetzjagd auf den Kardinal". Zudem habe Papst Franziskus Kardinal Woelki für seine Aufarbeitung gelobt und ihm nur die Fehler in der Kommunikaon vorgeworfen, die der Erzbischof selbst auch zugebe.

Bringmann-Henselder äußerte zudem den Verdacht, der Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz werde "von seinem eigenen Vorsitzenden Bischof Bätzing instrumentalisiert".

Am Freitag hatte der Vatikan mitgeteilt, dass Papst Franziskus den Kölner Kardinal in eine Auszeit von Mitte Oktober bis Aschermittwoch schickt. Begründet wurde der Schritt mit einer Vertrauenskrise im Erzbistum Köln, die auch durch "große Fehler" Woelkis in der Kommunikation entstanden sei.

Zugleich attestiert der Vatikan dem Kardinal, er habe keine Verbrechen vertuschen wollen, sondern sich bei der Missbrauchsaufarbeitung entschlossen gezeigt. Der Erzbischof bekundete unterdessen seine feste Entschlossenheit, im kommenden Jahr wieder seinen Dienst aufzunehmen.


Johanna Beck / © Heinz Heiss (privat)
Johanna Beck / © Heinz Heiss ( privat )

Peter Bringmann-Henselder / © Oliver Berg (dpa)
Peter Bringmann-Henselder / © Oliver Berg ( dpa )
Quelle:
KNA , DR