Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Angst und Jubel, Trauer und Erlösung

Was haben Sie heute vor? Viele von Ihnen haben einen ganz normalen Arbeitstag. Aber alle in den Karnevalshochburgen an Rhein und Main sind vor Vorfreude schon ganz hibbelig. Auch wir werden nachher nach Köln aufbrechen, mit den dortigen Schwestern ein feuchtfröhliches Frühstück einnehmen und dann mal schauen, wenn der Zoch kütt.

Erinnern Sie sich an das vergangene Jahr? Ich bin ehrlich, ich wusste wirklich nicht mehr, dass der Rosenmontagszug voriges Jahr abgesagt worden ist. Einige Tage vorher hatte Putins Armee die Ukraine überfallen und Krieg und Rosenmontagsfeiern passten einfach nicht zusammen. Stattdessen hat man auf großen Plätzen die großen Persiflagewagen aufgestellt und eine Friedensdemo zur Unterstützung der Ukraine abgehalten. Und dieses Jahr? Der Krieg dauert immer noch an und ein Ende ist nicht abzusehen. Aber wir feiern, weil nach all dem Schrecklichen der letzten Jahre die Sehnsucht nach Gemeinschaft, nach miteinander Singen und Tanzen, sich verkleiden und vergnügt sein, so groß ist. So ist das Leben: Krieg und Frieden, Freude und Leid, Angst und Jubel, Trauer und Erlösung liegen so dicht beieinander, dass es, gerade in unserer Zeit fast mit den Händen greifbar wird. Singen gegen die Angst, zusammenschunkeln gegen die Einsamkeit, Jubeln und Lachen gegen die Mächte des Bösen und des Verderbens.

Die einen mögen es Schicksal nennen, gegen das man ohnehin nichts machen kann. Aber andere, ich auch, leben eher aus einer Hoffnung und einer Gewissheit. Die Gewissheit, dass die Menschen schon oft unlösbar scheinende Katastrophen und Kriege überstehen und wieder neu anfangen konnten und die Hoffnung, dass da ein guter Gott ist, dem wir nicht gleichgültig sind, sondern der uns liebt und unsere Wege mitgeht – in Kreuz und Leid, in Lust und Fröhlichkeit und in allen grauen Farben dazwischen.

In dieser Hoffnung und Gewissheit können wir heute feiern und singen und tanzen und genauso mit den Kriegsopfern leiden, den Opfern der Erdbeben beistehen und diesen Gott um seine Hilfe, seinen Beistand und seinen Segen bitten.

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