In der Fastenzeit gibt es sehr schöne Hymnen für die einzelnen Gebetszeiten. Mein liebster Hymnus heißt so:
"Hört die Mahnung der Schrift, jetzt ist die Zeit der Gnade da.
Paulus sagt uns das Wort: Jetzt ist die Stunde unseres Heils,
empfangt nicht vergeblich die göttliche Gnade.
Maßvoll lebe der Leib, wachsam und lauter sei der Geist, dass der Weg dieser Zeit
Durchgang zur Auferstehung sei. Die Erde zu heilen schuf Gott diese Tage.
Zeichen schauen wir nun, irdisches wird zum Bilde hier. Denn das kreisende Jahr
lässt nach des Winters Frost und Nacht den Frühling die Erde für Ostern bereiten."
Das ist das Schöne hier in Europa, dass wir den Wechsel der Jahreszeiten so live und in Farbe immer neu erleben können. Unsere brasilianischen Mitschwestern mögen die Kälte und Nässe hier auch nicht besonders gern, aber wenn es dann von Tag zu Tag heller wird, die ersten Narzissen und Tulpen selbst hier im Sauerland schon blühen und die Birnbäume in unserem Garten schon Knospen treiben, das lieben sie auch sehr.
Und den Vergleich, den die letzte Strophe zu den ersten beiden Strophen zieht, finde ich wunderbar ermutigend: Wenn Du also die Mahnung der Schrift hörst, dass die Zeit der Gnade da ist. Wenn Du glaubst, dass jetzt die Stunde des Heils kommt. Wenn dich aufschreckt zu lesen: Empfangt nicht vergebens die göttliche Gnade. Wenn Du dann versuchst, maßvoll dem Leib zu geben was er braucht. Wenn Du geistvoll wach und lebendig lebst, wenn du der Zusage traust, dass der Weg dieser Zeit, Durchgang zur Auferstehung ist und wenn Du Dir glaubend vorstellen kannst, dass Gott diese Tage der Fastenzeit gegeben hat, um die Erde zu heilen. Dann ist es wunderbar poetisch, unsere Mühen und unseren Verzicht, unsere Umkehr zu Gott, zu den Mitmenschen und zur Schöpfung mit dem aufbrechenden Frühling zu vergleichen: "Denn das kreisende Jahr lässt nach des Winters Frost und Nacht den Frühling die Erde für Ostern bereiten!" – Eine wunderbare Zusage für heute.